Die diktatorische Aufforderung des Präsidenten
der EDK, diese 555 Seiten sofort und ohne Wenn und Aber umzusetzen, verrät viel
mehr über seine offenbar reifende Einsicht als über seine Überzeugungen. Die
Lehrerschaft kann, wenn diese monströse Kopfgeburt umgesetzt werden soll, zu
Pedellen alter Schule umfunktioniert werden – oder warum nicht gleich ganz
abgeschafft werden?
Ich habe Ja zu Harmos gestimmt und würde auch jetzt noch zustimmen. Ich habe aber nie einem schlechten lexikalischen Machwerk voller kulturunabhängiger Fesseln zugestimmt, mit dem nicht nur das Kind mit dem Bade ausgeschüttet, sondern dem Bébé auch gleich noch die Wanne nachgeschmissen wird. Zum Glück reagierten endlich auch die linken Kritiker. Ich verzweifelte schon fast.
Charles-Louis Joris, Visp VS
Weitere Leserbriefe, Sonntagszeitung, 13.12.
Das Gespräch mit Herrn Christian Amsler, wenn
es denn so abgelaufen ist, bringt mich zum Glühen. Der Herr Regierungsrat hat
offenbar die Meinung, dass wir einen König und Schirmherr für den Lehrplan 21
suchen, aber davon keine Ahnung haben – auch die nicht, die sich tagtäglich
damit auseinandersetzten. Das ist selbstgerecht und überheblich. Dieser Umstand
hat mich bewogen, dem freundlichen Herrn eine Antwort zu geben: Lieber Herr
Amsler, wenn Sie meinen, dass die Beurteilung eines Lehrplans eine
Überforderung der Gesamtbevölkerung sei, irren Sie sich. Diese Oberlehrertöne
werden allgemein nicht geschätzt und sind wenig hilfreich und auch peinlich.
Die Krux des neuen Lehrplans ist nicht, dass er nur Kritiker und keine Leser
hat, vielmehr haben verantwortungsvolle Lehrpersonen begriffen, worum es dabei
geht. Machen Sie doch Ihren Regierungsrat-Job ordentlich, und halten Sie weder
die Schaffhauser Bürger noch den Rest der Deutschschweizer Bürger für nur
beschränkt urteilsfähig!
Peter Vogt, Aeschau BE
In diesem Interview trieft die Arroganz von
zu hoch bezahlten Beamten aus allen Poren. Das Volk ist gemäss Amsler zu blöde,
um 4000 Kompetenzen zu verstehen, aber es hat immerhin gemerkt, dass die für
die Zukunft wichtigste Kompetenz fehlt, nämlich die
Inkompetenz-Verschleierungskompetenz. Es ist kein Zufall, dass Amsler bei der
Interviewfrage nach dem Verlust der Lerninhalte ausweicht. Er war nämlich
angestellt bei einer sogenannten Pädagogischen Hochschule, deren Hauptzweck in
der Lehrerausbildung darin besteht, Inhalte zu ersetzen durch die Art der
Vermittlung. Lehrer lernen nicht mehr Biologie, sondern nur noch Didaktik der
Biologie. Dieser Prozess des Ersetzens von Können durch Verhalten hat in den
Siebzigerjahren schleichend begonnen und hat nun mit dem Lehrplan 21 einen
traurigen Höhepunkt erreicht.
Hanswalter Buff, Zürich
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