13. Dezember 2015

Endlich reagieren auch die Linken

Die diktatorische Aufforderung des Präsidenten der EDK, diese 555 Seiten sofort und ohne Wenn und Aber umzusetzen, verrät viel mehr über seine offenbar reifende Einsicht als über seine Überzeugungen. Die Lehrerschaft kann, wenn diese monströse Kopfgeburt umgesetzt werden soll, zu Pedellen alter Schule umfunktioniert werden – oder warum nicht gleich ganz abgeschafft werden? 
Ich habe Ja zu Harmos gestimmt und würde auch jetzt noch zustimmen. Ich habe aber nie einem schlechten lexikalischen Machwerk voller kulturunabhängiger Fesseln zugestimmt, mit dem nicht nur das Kind mit dem Bade ausgeschüttet, sondern dem Bébé auch gleich noch die Wanne nachgeschmissen wird. Zum Glück reagierten endlich auch die linken Kritiker. Ich verzweifelte schon fast.
Charles-Louis Joris, Visp VS
Weitere Leserbriefe, Sonntagszeitung, 13.12.

Das Gespräch mit Herrn Christian Amsler, wenn es denn so abgelaufen ist, bringt mich zum Glühen. Der Herr Regierungsrat hat offenbar die Meinung, dass wir einen König und Schirmherr für den Lehrplan 21 suchen, aber davon keine Ahnung haben – auch die nicht, die sich tagtäglich damit auseinandersetzten. Das ist selbstgerecht und überheblich. Dieser Umstand hat mich bewogen, dem freundlichen Herrn eine Antwort zu geben: Lieber Herr Amsler, wenn Sie meinen, dass die Beurteilung eines Lehrplans eine Überforderung der Gesamtbevölkerung sei, irren Sie sich. Diese Oberlehrertöne werden allgemein nicht geschätzt und sind wenig hilfreich und auch peinlich. Die Krux des neuen Lehrplans ist nicht, dass er nur Kritiker und keine Leser hat, vielmehr haben verantwortungsvolle Lehrpersonen begriffen, worum es dabei geht. Machen Sie doch Ihren Regierungsrat-Job ordentlich, und halten Sie weder die Schaffhauser Bürger noch den Rest der Deutschschweizer Bürger für nur beschränkt urteilsfähig!
Peter Vogt, Aeschau BE

In diesem Interview trieft die Arroganz von zu hoch bezahlten Beamten aus allen Poren. Das Volk ist gemäss Amsler zu blöde, um 4000 Kompetenzen zu verstehen, aber es hat immerhin gemerkt, dass die für die Zukunft wichtigste Kompetenz fehlt, nämlich die Inkompetenz-Verschleierungskompetenz. Es ist kein Zufall, dass Amsler bei der Interviewfrage nach dem Verlust der Lerninhalte ausweicht. Er war nämlich angestellt bei einer sogenannten Pädagogischen Hochschule, deren Hauptzweck in der Lehrerausbildung darin besteht, Inhalte zu ersetzen durch die Art der Vermittlung. Lehrer lernen nicht mehr Biologie, sondern nur noch Didaktik der Biologie. Dieser Prozess des Ersetzens von Können durch Verhalten hat in den Siebzigerjahren schleichend begonnen und hat nun mit dem Lehrplan 21 einen traurigen Höhepunkt erreicht.

Hanswalter Buff, Zürich

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen