28. November 2015

Weiterhin drei Fächer für Sekundarlehrer an PHNW

Alexander Hofmann, Vizedirektor der Pädagogischen Hochschule Nordwestschweiz, zur verbesserten Sekundarlehrerausbildung.



















Hofmann: "Vertrauen in die Pädagogische Hochschule", Bild: Basler Zeitung
"Wie die Quadratur des Kreises", Basler Zeitung, 27.11. von Thomas Dähler


BaZ: Der Regierungsausschuss der vier Nordwestschweizer Kantone möchte ab 2017 die fachliche Ausbildung der angehenden Sekundarlehrer an der Pädagogischen Hochschule verbessern. Ist die Fachausbildung heute ungenügend?
Alexander Hofmann: Die Frage haben die Bildungsdirektoren anders gestellt: Weshalb bildet die Pädagogische Hochschule den angehenden Sekundarlehrkräften nur eine Ausbildung in drei statt vier oder fünf Fächern wie anderswo an? Wir stehen in Konkurrenz zu Zürich oder Bern, die Sekundarlehrkräfte mit mehr Fächern ausbilden. Mit den Bildungsdirektoren und den Lehrerverbänden sind wir zum Schluss gekommen, dass wir bei drei Fächern bleiben wollen – aus der Überzeugung, dass es eine fachliche Grundlage braucht, ergänzt durch die Pflicht, eines oder zwei der gewählten Fächer noch zusätzlich zu vertiefen. Zudem erhalten die Studierenden die Möglichkeit, ein viertes Fach zu studieren, wenn sie bereit sind, ihr Studium um ein Semester zu verlängern. Das war für uns wie die Quadratur des Kreises: vier Fächer und trotzdem ein hoher Anteil an Fachausbildung.

Gemäss der Bildungsdirektion des Kantons Baselland steigen ab 2017 die Anforderungen pro Fach – konkret neu auf 37 Kreditpunkte. Können Sie dies bestätigen?
Ja, das liegt etwa in dieser Grössenordnung. Bis auf den letzten ECTS-Punkt ist es noch nicht festgelegt. In einem Fach, das vertieft studiert wird, liegt die Anforderung noch um mindestens einen Viertel höher. Schon heute liegt die Anforderung aber auch bei rund 40 ECTS, wenn man die Fachdidaktik und die Bachelor-Arbeit dazuzählt.

Mit anderen Worten: Die Anforderungen bei der Fachausbildung steigen gar nicht – mit Ausnahme eines Fachs.
Doch: Die Anforderungen steigen – je nach Wahl der Studierenden – in einem oder zwei von drei Fächern. Das ist doch eine substanzielle Verbesserung.

Das Baselbieter Parlament hat generell eine Verbesserung gefordert. Kann die Pädagogische Hochschule die Forderung nicht erfüllen?
Schwierig ist, dass gleichzeitig verlangt wird, dass wir vertiefen und verbreitern. Wir können nicht beides gleichzeitig, ohne die Studiendauer zu verlängern – und ohne dass wir in der Konkurrenz zu anderen Hochschulen verlieren. Unsere Lösung, die vom Regierungsausschuss der vier Kantone beschlossen worden ist und von den Berufsverbänden getragen wird, trägt beidem so gut wie möglich Rechnung.

Verlangt wurde letztes Jahr vom Ausschuss des Fachhochschulrats, dass ein Konzept des Praxisbezugs erarbeitet wird. Wie weit sind Sie damit?
Sehr weit. Die neue Praxisphase sieht vor, dass die Studierenden während eines ganzen Jahres regelmässig in einer Schule mitarbeiten. Das ist quasi eine Vorwegnahme des Berufseintritts. Das erste Praktikum werden wir zudem mit den Studierenden noch genauer vorbereiten. Wir arbeiten dabei mit einzelnen Schulen intensiv zusammen, nicht nur mit den Praktikumslehrkräften und neu auch mit den Schulleitungen. Für alle Beteiligten finden zudem laufend Weiterbildungen statt. Wie bei der Berufsbildung werden die Praktikumslehrkräfte künftig durch die Arbeitgeber, also die Schulleitungen rekrutiert. Bildungsdepartemente, Berufsverbände und Pädagogische Hochschule haben sich Anfang Jahr in einer Erklärung zur gemeinsamen Verantwortung für die Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte bekannt.

Moniert wurde auch, dass Wissenschaft und Praxis zu wenig verknüpft seien. Welche Anstrengungen unternehmen Sie hier?
Das eben genannte Praktikumskonzept veranschaulicht genau dies: Es ist das Ergebnis unserer Forschung. Generell: Wir nehmen Fragestellungen aus der Praxis auf und lassen die Ergebnisse wieder in die Praxis einfliessen. Unsere Forschung folgt den Fragestellungen des Berufsfeldes, ist also auf die Anwendung in der Praxis ausgerichtet.

Die Akzeptanz Ihrer Ausbildungslehrgänge ist nicht sehr hoch, wie dies die parlamentarischen Auseinandersetzungen zeigen. Können Sie diese mit den skizzierten Veränderungen verbessern?
Im Gegenteil, die gemeinsame Er­klärung zeigt das Vertrauen in die Pädagogische Hochschule. Die Ausbildung ist ein bildungspolitischer Kompromiss, weil in den Kantonen sehr unterschiedliche Anforderungen bestehen. Daher setzt die Pädagogische Hochschule auf hohe Flexibilität, auf Wahl- und Erweiterungsmöglichkeiten – immer auf einer guten fachlichen Grundlage.

Wie stellen Sie sich zu den Forderungen, die Fachausbildung für die Sekundarlehrer an die Universität zu delegieren?
Wir bieten ja heute schon eine Studienvariante an für Personen, die mit einem Uni-Bachelor Lehrer oder Lehrerin werden wollen.

Braucht es diese Doppelspurigkeit?

Dies ist keine Doppelspurigkeit. Es handelt sich um verschiedene Zugänge. Die andere Studienvariante folgt von Anfang an der Logik einer Berufsausbildung und ist damit spezifischer auf die Anforderungen des Berufsfeldes ausgerichtet.

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