Das war nun wirklich überfällig. Nachdem die
gesamte Linke die Kritik am Schulwesen jahrelang darauf beschränkt hat, über
angeblich fehlende Mittel zu jammern, kommt nun aus dieser Ecke endlich wieder
ein kritischer Ansatz inhaltlicher Art. Völlig zu Recht, denn vor bald zehn
Jahren sprach sich das Volk mit überwältigender Mehrheit für eine
Harmonisierung des Schweizer Bildungswesens aus. Die sogenannte
Bildungsverfassung verpflichtet seither die Kantone und den Bund zur
Koordination und Zusammenarbeit im gesamten Bildungsbereich.
Schuleintrittsalter, Schulpflicht, Dauer und Ziele der Bildungsstufen,
Übergänge im System und die Anerkennung von Abschlüssen sollten
gesamtschweizerisch geregelt werden. Die Kantone sollten zwar die Schulhoheit
behalten. Die Verfassung verpflichtet seither jedoch die Kantone und den Bund
zur Zusammenarbeit. Alles in allem sollte das System vereinfacht werden, es
sollte vor allem einfacher werden, wenn eine Familie mit Kindern von einem
Kanton in einen anderen umzieht.
Die linken Schulpolitiker sind endlich aufgewacht, Sonntagszeitung, 29.11. von Arthur Rutishauser
Doch das Gegenteil ist passiert. Das Wirrwarr
ist grösser denn je. Die Kantone streiten sich untereinander mit viel Herzblut,
wann denn nun genau wer mit welcher Fremdsprache beginnen soll – obwohl alle
wissen, dass erstens der frühe Beginn nicht viel bringt und zweitens die
Jugendlichen nach der Volksschule bestenfalls Englisch können und die
Kenntnisse der zweiten Landessprache, sei es nun Deutsch oder Französisch,
allen Förderungsmassnahmen zum Trotz eine Katastrophe sind. Bei der Dauer und
dem Ziel der Bildungsübergänge gibt es inzwischen deutlich mehr Systeme als
Kantone. Das geht mittlerweile so weit, dass die Lehrmeister den Zeugnissen der
Sekundarschule nicht mehr trauen und eigene Tests durchführen.
Was es braucht im Volksschulwesen, ist eine
Rückbesinnung auf das Wesentliche, auch und gerade bei der Harmonisierung der
Systeme. Die Eckpfeiler sind klar: Wann man mit welcher Fremdsprache beginnen
soll, müsste dazugehören, denn wie soll sich sonst ein Kind in der neuen Schule
zurechtfinden, wenn die Eltern den Kanton wechseln? Gleiches gilt für die
Lernziele in Mathematik und in der Muttersprache. Dazu gehört auch der
Zeitpunkt des Übertritts in die Sekundarstufe. Und jener ins Gymnasium und die
Antwort auf die Frage, ob es dazu eine Prüfung braucht. Der Rest ist geregelt
durch die Anforderungen an die Berufsabschlüsse oder die Matur. Doch all das
haben die Bildungspolitiker mit ihren Beamten nicht geschafft und stattdessen
einen neuen Lehrplan mit 363 Kompetenzen und 2304 Kompetenzstufen für
Nebensächlichkeiten erfunden. Für Schüler gäbe es bei so einem Resultat eine 2.
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