Gestern reichte das Komitee «Ja
zu einer guten Thurgauer Volksschule» 5000 Unterschriften für eine Initiative
ein. Ziel dieser ist es, dass künftig der Grosse Rat – und später wohl
das Thurgauer Stimmvolk – über den Inhalt des kantonalen Lehrplans entscheiden
kann und diesen ablehnt, wie die «Thurgauer Zeitung» (TZ) schreibt. Bislang ist
dieser Sache des Regierungsrats.
Thurgau: Das Komitee gegen den Lehrplan 21 reicht Unterschriften für eine Initiative ein, Watson, 4.11.
Die Erziehungsdirektorin Monika
Knill erteilte im August den Auftrag an die Schulgemeinden, den für den
Thurgau angepasste Version des Lehrplan 21 per 1. August 2017 für den
Kindergarten bis auf die 1. Sekundarstufe umzusetzen.
Genau das will das Komitee
verhindern. Der Lehrplan sieht über 4000 Kompetenzen vor, die die Kinder in den
21 deutschsprachigen Kantonen bis zum Ende der Schulzeit erwerben müssen.
Vor lauter Kompetenzen würden die
Schüler die allernötigsten Grundlagen wie Deutsch oder Mathematik nicht mehr
beherrschen, so die Kritik der Lehrplangegner.
«Ich hoffe nur, dass die Initiative
nicht mit der Begründung von übergeordnetem Recht als ungültig erklärt
wird», sagt Felix Huwiler gegenüber der TZ Co-Präsident des Komitees.
Kürzlich passierte genau dies mit der Kulturland-Initiative.
Hier der entsprechende Bericht aus der Thurgauer Zeitung:
AntwortenLöschenFelix Huwiler will den Thurgauer Regierungsrat am Alleingang hindern, wie er sagt. Der Sprecher und Co-Präsident des Komitees «Ja zu einer guten Thurgauer Volksschule» nimmt vor dem Regierungsgebäude in Frauenfeld sechs Ordner aus den mitgebrachten Schülertheks. 5000 beglaubigte Unterschriften, 1000 mehr als nötig, habe sein Komitee gesammelt, damit der Grosse Rat – und später wohl das Thurgauer Stimmvolk – über den Inhalt des kantonalen Lehrplans entscheiden kann. Kein gutes Haar lässt Huwiler am Lehrplan 21, während er einen Ordner aus dem mit einem Fell überzogenen Schülerthek herauszieht: «Die Lehrer müssen Kompetenzen haben, nicht die Kinder.»
Kompetenz an Grossen Rat
In Form von Kompetenzen – es sind über 4000 – beschreibt der Lehrplan 21, was die Kinder in den 21 deutschsprachigen Kantonen bis zum Ende der Schulzeit wissen und können müssen. Die für den Thurgau angepasste Version soll per 1. August 2017 für den Kindergarten bis auf die 1. Sekundarstufe umgesetzt werden. Diesen Auftrag erteilte Erziehungsdirektorin Monika Knill im August an die Schulgemeinden.
Die gestern eingereichte Volksinitiative will aber, dass gemäss Volksschulgesetz künftig nicht mehr der Regierungsrat, sondern der Grosse Rat die Lehrpläne verabschiedet. So soll auch eine Abstimmung über den Lehrplan 21 erreicht und dieser dadurch noch abgelehnt werden. Rund zwanzig Kommissionsmitglieder, darunter auch SVP-Nationalrätin Verena Herzog, übergaben gestern die Unterschriften an Silvana Tschudi, Leiterin der Regierungskanzlei.
An Jahrmärkten gesammelt
Vor lauter Kompetenzen würden die Schüler die allernötigsten Grundlagen nicht mehr beherrschen, so die Kritik der Lehrplangegner. Zu oft höre er schon heute von Oberstufenlehrern und Lehrmeistern, dass Jugendliche etwa weder richtiges Deutsch noch Kopfrechnen können, sagt Huwiler: «Richtig lesen, schreiben und rechnen sollen die Kinder können, und es soll Wert auf Handarbeit und Hauswirtschaft gelegt werden», statt dass die Kinder auf sich selbst gestellt lernen müssten.
«Das gemeinsame Lernen fällt weg, weil der Lehrer lediglich das Material bereitstellt und jeder Schüler sich im wesentlichen den Stoff selber erarbeiten muss», schreibt das Komitee in einer Medienmitteilung als Fundamentalkritik am Lehrplan 21. «Wir sind aber der Meinung, dass der Lehrer zum Unterrichten da ist und die Eltern in der Erziehung unterstützt», sagt Huwiler, so wie es im Volksschulgesetz unter Paragraph zwei stehe.
Ein Leichtes sei es gewesen, an die nötigen Unterschriften zu kommen, sagt Huwiler. Alleine an den Jahrmärkten in Amriswil und Fischingen oder an der Wega seien jeweils mehrere hundert Unterschriften zusammengekommen. Auch viele Lehrer würden hinter dem Komitee stehen, sich aber aus Angst vor ihrer Stelle nicht öffentlich äussern. Einige seien gar von Vorgesetzten unter Druck gesetzt worden, falls sie ein kritisches Wort gegen den Lehrplan 21 aussprechen sollten. «Viele Lehrer sind froh um unser Engagement, sie haben genug von den ewigen Revisionen.»
Nun erwarten er und seine Mitstreiter, dass der Regierungsrat sich der demokratischen Diskussion stelle. Der Boden dafür sei mit dieser Initiative gelegt. «Ich hoffe nur, dass die Initiative nicht mit der Begründung von übergeordnetem Recht als ungültig erklärt wird», sagt Huwiler. Er weiss, dass dies kürzlich der Kulturland-Initiative widerfuhr.