4. Oktober 2015

Problemlos riesige Summen einsparen

Als Finanzvorstand einer zürcherischen Schulgemeinde musste ich feststellen, dass sich die Kosten im Bildungsbereich in den vergangenenfünfzehn Jahren von knapp 10 auf über 18 Millionen nahezu verdoppelt haben - bei gleichzeitiger Abnahme der Schülerzahlen, wohlgemerkt. Auch teuerungsbereinigt ist der Anstieg des Finanzbedarfs noch unverhältnismässig hoch. Hausgemacht davon ist das wenigste, die Zahlen für den schulischen Alltag - für Bücher, Material, Veranstaltungen und Mobiliar - blieben in diesen fünfzehn Jahren nämlich praktisch unverändert. Bildung an sich wäre also nicht kostspieliger als auch schon. 
Leserbrief, NZZaS, 4.10. von Tobias Infortuna

Aber was diesen Bereich von Jahr zu Jahr verteuert hat und weiterhin ungebremst verteuern wird, sind die Schlag auf Schlag folgenden Neuerungen aus den Bildungsdirektionen und Kantonsräten. Was früher in einer Gemeinde schlank, pragmatisch und somit auch kostengünstig abgehandelt werden konnte, wurde auf Befehl von oben reformiert oder professionalisiert. Die Aufhebung der Kleinklassen ist ein Beispiel für Ersteres, die kantonale Fachstelle für Schulbeurteilung, von der sich jede Schule im Kanton Zürich mindestens alle fünf Jahre begutachten lassen muss, eines für Letzteres. Zu kurz dabei kommen die Kinder und Jugendlichen, das Geld versickert stattdessen im Hintergrund, in Sondermassnahmen und im Verwaltungsapparat. Die Zeit, die früher von Lehrern und Bildungsverantwortlichen für die Schüler aufgewendet werden konnte, geht mehr und mehr im Papierkram verloren. Bürokratie statt Bildung lautet die traurige Tatsache.

Es muss festgehalten werden, dass man im Bildungsbereich, vor allem auf Ebene Kanton, problemlos riesige Summen einsparen könnte, ohne die Qualität des Unterrichts zu gefährden. Nur müsste da einmal genau hingeschaut werden, was jedoch natürlich anstrengender ist, als einfach die Klassengrössen zu erhöhen.

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