Am 1. Januar dieses Jahres ist das neue Hochschulförderungs- und
Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft getreten. Der Name fasst die Absicht kurz
und bündig zusammen: Förderung bei gleichzeitiger Koordination des
Hochschulraums Schweiz. In diesem Gesetz wird unter anderem festgelegt, dass
vom Bund «mehrjährige projektgebundene Beiträge für Aufgaben von
gesamtschweizerischer hochschulpolitischer Bedeutung ausgerichtet werden»
können.
Auf
Vorschlag der pädagogischen Hochschulen soll mit diesen Förderbeiträgen die
Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Fachdidaktik vorangebracht werden.
Darauf
hat die Lehrerinnen- und Lehrerbildung schon seit langem hingewiesen:
Forschungsbasierte Fachdidaktik ist für die Tätigkeit von Lehrerinnen und
Lehrern und für die Professionalisierung des Lehrpersonals von grosser
Bedeutung. Fachdidaktik in der Ausbildung von Lehrpersonen umfasst
Fragenkomplexe wie: Wie lernen Schülerinnen und Schüler in einer Fachdisziplin,
welche Vorstellungen und Alltagskonzepte prägen ihre bisherige Sicht, welche
Lehrmodelle und -beispiele sind für welchen Unterrichtsinhalt und für welche
fachlichen Zielsetzungen besonders erfolgversprechend?
Kreative Lösungen für die Lehrerausbildung, NZZ, 6.10. von Walter Bircher und Peter Tremp
Die
Fachdidaktiken haben sich - mit disziplinären Bezügen zu ihrer Fachdisziplin,
zur Erziehungswissenschaft, zur Psychologie oder zur Soziologie - als
eigenständige wissenschaftliche Disziplinen etabliert. Dennoch wurde in der
Schweizer Hochschullandschaft die Entwicklung der Fachdidaktiken bis zur
Gründung der pädagogischen Hochschulen kaum abgebildet - was nicht zuletzt mit
der geringen Bedeutung der Lehrerinnen- und Lehrerbildung an den Universitäten
zusammenhing.
Die
HFKG-Fördergelder unterstreichen nun die Bedeutung der Fachdidaktiken als
wissenschaftliche Disziplinen - und ihre Bedeutung für die Unterrichtsentwicklung.
Dies ist erfreulich. Die anspruchsvolle Aufgabe besteht nun darin, diese
Fördermittel so zu verteilen, dass bei den gegebenen institutionellen
Strukturen eine möglichst grosse Wirkung erzielt werden kann.
Die
pädagogischen Hochschulen sind vor einem guten Jahrzehnt durch Fusionen von
Vorgängereinrichtungen entstanden, sie sind mit wenigen Ausnahmen aber
weiterhin stark an kantonalen Regelungen orientiert. Für die Weiterentwicklung
der wissenschaftlichen Fachdidaktik in der Schweiz ist diese kantonale
Orientierung allerdings unpassend. Notwendig ist eine souveräne Zusammenarbeit
der Hochschulen, um die gesetzten Ziele tatsächlich zu erreichen.
Aus
Sicht der Pädagogischen Hochschule Zürich heisst dies vor allem: Es braucht
eine Klärung zur Strukturierung der Fachdidaktiken. Sind diese an Schulfächern,
wissenschaftlichen Disziplinen oder transversalen Bildungsanliegen orientiert?
Unseres Erachtens ermöglicht nur die Orientierung an Fachdisziplinen den
erwünschten Anschluss an die internationale Fachdidaktik. Gleichzeitig ist
damit aber auch die Strukturierung der universitären Hochschulen
berücksichtigt, was gerade im Zusammenhang mit kooperativen Promotionsprojekten
von Bedeutung ist.
Die
Weiterentwicklung der Fachdidaktiken gelingt nur, wenn die besten Fachpersonen
zusammenspannen. Notwendig ist, dass sich die Expertinnen und Experten über die
Grenzen der eigenen Hochschulen hinweg zusammenfinden und in netzwerkartigen
Strukturen die Zusammenarbeit pflegen - zugunsten der fachdidaktischen
Forschung und des Aufbaus des fachdidaktischen Nachwuchses. Dies muss auch bei
der Zuweisung der Fördergelder berücksichtigt werden.
Die
pädagogischen Hochschulen bieten bereits jetzt einige Master-Studiengänge in
verschiedenen Fachdidaktiken an. Allein damit ist die Weiterentwicklung der
Fachdidaktiken und die Sicherstellung des akademischen Nachwuchses in diesem
Bereich aber nicht gewährleistet. Ergänzend dazu braucht es Doktoratsangebote.
Hier kommt den pädagogischen Hochschulen das fehlende Promotionsrecht in die Quere.
Eine Zusammenarbeit mit den universitären Hochschulen ist also notwendig, wobei
die fachdidaktische Expertise in der Verantwortung der pädagogischen
Hochschulen liegen muss.
Am Beispiel der Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Fachdidaktik wird zudem deutlich, was auch für andere Entwicklungsfelder gilt: Die Überwindung der Fokussierung auf die Kantone zugunsten einer «Regionalisierung» der Lehrerinnen- und Lehrerbildung wird zum zentralen Thema der nächsten Jahre werden müssen. Und hierfür sind kreative Lösungen gefragt, welche den verschiedenen Ansprüchen einer Lehrerinnen- und Lehrerbildung und Bildungsforschung in der Schweiz Rechnung trägt.
Am Beispiel der Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Fachdidaktik wird zudem deutlich, was auch für andere Entwicklungsfelder gilt: Die Überwindung der Fokussierung auf die Kantone zugunsten einer «Regionalisierung» der Lehrerinnen- und Lehrerbildung wird zum zentralen Thema der nächsten Jahre werden müssen. Und hierfür sind kreative Lösungen gefragt, welche den verschiedenen Ansprüchen einer Lehrerinnen- und Lehrerbildung und Bildungsforschung in der Schweiz Rechnung trägt.
Walter Bircher
ist Rektor der Pädagogischen Hochschule Zürich, Peter Tremp leitet die
Abteilung Forschung und Entwicklung der PH Zürich.
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