Uni-Vertrag und Lehrerausbildung, Basler Zeitung, 6.10. von André Vanoncini
Die Sparbemühungen von
Regierung und Parlamentsmehrheit des Kantons Baselland stellen den bestehenden
Universitätsvertrag mit dem Stadtkanton auf eine Zerreissprobe. In diesem
Zusammenhang muss auch die Organisation der Lehrpersonenausbildung in unserer
Region hinterfragt werden.
Einig sind sich im
Grundsatz alle, dass ein Lehramtsstudium qualitativ hochstehend sowie
kostenmässig effizient sein soll. So verlangen es auch die Leistungsaufträge
der Universität Basel und der Pädagogischen Hochschule (PH) der FHNW. Die eine
vermittelt fachwissenschaftliche Kompetenzen für angehende Lehrkräfte der
Stufen Sek I und Sek II, während die andere deren Praxistauglichkeit
sicherzustellen hat.
Ein Blick auf die Realität
ergibt leider ein anderes Bild. Die PH betreibt nämlich im sogenannten
«integrierten Studiengang für Lehrkräfte der Stufe Sek I» sowohl die fachliche
als auch die berufspraktische Ausbildung. Sie betätigt sich also parallel zur Universität
in einem Aufgabenfeld, für das sie wenig geeignet ist. Um ihre inhärente
Schwäche auf diesem Gebiet zu verhüllen, hat sie den fachlichen Anteil an der
Ausbildung auf ein Minimum beschränkt, zugunsten von theorielastiger Didaktik
und Erziehungswissenschaft.
In den beiden Basel, wo
die weitaus grösste Zahl zukünftiger Lehramtskandidaten aller Stufen anfällt,
ist es bezeichnenderweise die Universität, die die minimale Fachausbildung der
Sek-I-Studierenden mit von der PH finanzierten Lehraufträgen zu erbringen hat.
Warum diese Doppelspurigkeiten und Ungleichgewichte? Der Grund dafür liegt
unter anderem darin, dass man sich einst eine Ausweitung der Uni-Trägerschaft
auf Aargau und Solothurn erhofft hatte. Als vermeintliches Gegengeschäft
übergab man die FHNW- und die PH-Direktion nach Brugg. Wir alle wissen, dass
die beiden Basel weder den Aargau noch Solothurn ins Uni-Boot holen konnten und
auch in Zukunft nicht gewinnen werden. Trotzdem beteiligen sie sich aber
weiterhin brav an der PH unter Brugger Leitung.
Eine Qualitätsverbesserung
und Effizienzsteigerung der Lehrpersonenausbildung ohne Rücksicht auf obsolete
und kostspielige Bildungsraumprojekte ist darum ein Gebot der Stunde. Dabei ist
der Universität als Fachausbildnerin zukünftiger Sekundarlehrpersonen, die
alleinige Verantwortung zu übertragen. Die dafür gebundenen Mittel der PH, vor
allem im Bereich Professuren/Overhead, können teilweise eingespart werden, da
die Universität über die entsprechenden Kapazitäten in den Schulfächern
verfügt. Eine Rückdimensionierung auf das Modell PH beider Basel (es
existierte bis 2009) ist dabei ins Auge zu fassen.
Diese Lösung würde es auch
erlauben, den erziehungswissenschaftlichen Bereich der PH an der Universität
anzusiedeln – so wie das in Bern, Freiburg und Zürich der Fall ist – und das
bisher eher bescheiden aufgestellte Institut für Bildungswissenschaften
aufzuwerten. Gleichzeitig könnte die PH ihren Kernauftrag der berufspraktischen
Lehrpersonenausbildung ohne ständiges Schielen auf universitäre Theorie- und
Forschungsansprüche wahrnehmen. Schliesslich wäre auch die Integration der PH
in die Uni gemäss Genfer Modell zu erwägen. Vielleicht käme so Baselland zu
seiner ersehnten Universitätsabteilung.
André Vanoncini, ist ehem. Dozent für französische
Literaturwissenschaft an der Universität Basel.
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