17. Oktober 2015

Im Baselbiet werden Initiativen gegen Frühenglisch und Passepartout lanciert

Der Englischunterricht in den Baselbieter Schulen soll wieder erst in der siebten Klasse beginnen: Das will das Komitee Starke Schule Baselland mit der Initiative «Stopp der Überforderung von Schüler/-innen: Eine Fremdsprache auf der Primarstufe genügt» durchsetzen. Mit einer zweiten Initiative soll zudem die Zusammenarbeit mit den Kantonen Bern, Freiburg, ­Wallis, Solothurn und Basel-Stadt beim Fremdsprachen-Projekt Passepartout be­­­endet werden. Kommt es im Baselbiet zu einer Abstimmung über die Abschaffung von Frühenglisch, hätte dies ­landesweit Signalwirkung: Heute wird in sämtlichen 26 Kantonen schon in der Primarschule Englisch unterrichtet.
«Es gibt heute keine Studie, die belegt, dass das frühe Erlernen von Fremdsprachen auch nachhaltig wirksam ist», erklärte gestern Saskia Olsson, Geschäftsleiterin der Starken Schule, in Liestal vor den Medien. Landrat und Sekundarlehrer Jürg Wiedemann sagte, die Erfahrungen aus dem Kanton Zürich zeigten, dass mindestens ein Drittel der Schülerinnen und Schüler die Lernziele in zwei Fremdsprachen nicht erreichen würden.













Frühenglisch erreicht die Klassenziele nicht, Bild: Keystone
Frühenglisch soll abgeschafft werden, Basler Zeitung, 15.10. von Thomas Dähler


Dass nun nach dem Willen der Starken Schule Englisch über die Klinge springen soll, begründete Olsson gestern Mittwoch mit juristischen Erklärungen. Ohne die namentliche Festlegung auf eine bestimmte Fremdsprache hätte man riskiert, dass die Initiative wie in Luzern für ungültig erklärt worden wäre, weil der Volkswille nicht eindeutig eruiert würde. Zudem entspreche die Bevorzugung einer Landessprache der 2004 verabschiedeten Sprachenstrategie der Erziehungsdirektoren.
Klartext sprach jedoch Wiedemann: Die Nähe des Baselbiets zur Französisch sprechenden Nachbarschaft gebiete die Bevorzugung des Französischen. Zudem sei es problemlos möglich, Englisch in den drei Jahren Sekundarschule auf einen mit anderen Kantonen vergleichbaren Standard zu bringen.
Das Volksbegehren reicht die Starke Schule Baselland in der Form einer nichtformulierten Volksinitiative ein. Dies bedeutet, dass der Landrat, wenn er der Initiative zustimmt, festlegen muss, wie er den Fremdsprachenunterricht gesetzlich neu regeln will, und welche Vereinbarungen und Konkordate deswegen gekündigt werden sollen. Die Beschränkung auf nur noch eine Fremdsprache in den Primarschulen ist mit dem Harmos-Konkordat nicht zu vereinbaren.

Gegen «Passepartout»
Die zweite gestern vorgestellte Volksinitiative richtet sich gegen das aus Sicht der Starken Schule gescheiterte Fremdsprachenprojekt Passepartout. Dahinter steckt die Vereinbarung der sechs Kantone entlang der Sprachgrenze, die sich für Frühfranzösisch ab der dritten und Frühenglisch ab der fünften Klasse verpflichtet haben. Erst vor einem Jahr beschlossen die sechs Kantone die Weiterführung des Projekts bis Ende 2018. Gemäss Olsson hat sich Passepartout bereits als «praxisuntauglich» erwiesen. Die Therwiler Primarlehrerin Marianne Lander erklärte vor den Medien, das mit Passepartout eingeführte Lehrmittel «Mille feuilles» führe dazu, dass die Schülerinnen und Schüler auch nach mehreren Jahren nicht einmal über einen einfachen ­französischen Wortschatz verfügten.

Die Initiative verlangt, dass der Fremdsprachenunterricht «inhaltlich wie vor der Einführung des Passepartout-Projekts» erfolgen müsse. Olsson präzisierte dazu, dass der Beginn des Französischunterrichts nicht wieder auf die vierte Klasse verschoben werden solle, aber didaktisch wieder wie früher unterrichtet werden müsse.

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