Der Englischunterricht in
den Baselbieter Schulen soll wieder erst in der siebten Klasse beginnen: Das
will das Komitee Starke Schule Baselland mit der Initiative «Stopp der
Überforderung von Schüler/-innen: Eine Fremdsprache auf der Primarstufe genügt»
durchsetzen. Mit einer zweiten Initiative soll zudem die Zusammenarbeit mit den
Kantonen Bern, Freiburg, Wallis, Solothurn und Basel-Stadt beim
Fremdsprachen-Projekt Passepartout beendet werden. Kommt es im Baselbiet zu
einer Abstimmung über die Abschaffung von Frühenglisch, hätte dies landesweit
Signalwirkung: Heute wird in sämtlichen 26 Kantonen schon in der Primarschule
Englisch unterrichtet.
«Es gibt heute keine
Studie, die belegt, dass das frühe Erlernen von Fremdsprachen auch nachhaltig
wirksam ist», erklärte gestern Saskia Olsson, Geschäftsleiterin der Starken
Schule, in Liestal vor den Medien. Landrat und Sekundarlehrer Jürg Wiedemann
sagte, die Erfahrungen aus dem Kanton Zürich zeigten, dass mindestens ein
Drittel der Schülerinnen und Schüler die Lernziele in zwei Fremdsprachen nicht
erreichen würden.
Frühenglisch erreicht die Klassenziele nicht, Bild: Keystone
Frühenglisch soll abgeschafft werden, Basler Zeitung, 15.10. von Thomas Dähler
Dass nun nach dem Willen
der Starken Schule Englisch über die Klinge springen soll, begründete Olsson
gestern Mittwoch mit juristischen Erklärungen. Ohne die namentliche Festlegung
auf eine bestimmte Fremdsprache hätte man riskiert, dass die Initiative wie in
Luzern für ungültig erklärt worden wäre, weil der Volkswille nicht eindeutig
eruiert würde. Zudem entspreche die Bevorzugung einer Landessprache der 2004
verabschiedeten Sprachenstrategie der Erziehungsdirektoren.
Klartext sprach jedoch
Wiedemann: Die Nähe des Baselbiets zur Französisch sprechenden Nachbarschaft
gebiete die Bevorzugung des Französischen. Zudem sei es problemlos möglich,
Englisch in den drei Jahren Sekundarschule auf einen mit anderen Kantonen
vergleichbaren Standard zu bringen.
Das Volksbegehren reicht
die Starke Schule Baselland in der Form einer nichtformulierten Volksinitiative
ein. Dies bedeutet, dass der Landrat, wenn er der Initiative zustimmt,
festlegen muss, wie er den Fremdsprachenunterricht gesetzlich neu regeln will,
und welche Vereinbarungen und Konkordate deswegen gekündigt werden sollen. Die
Beschränkung auf nur noch eine Fremdsprache in den Primarschulen ist mit dem
Harmos-Konkordat nicht zu vereinbaren.
Gegen «Passepartout»
Die zweite gestern
vorgestellte Volksinitiative richtet sich gegen das aus Sicht der Starken
Schule gescheiterte Fremdsprachenprojekt Passepartout. Dahinter steckt die
Vereinbarung der sechs Kantone entlang der Sprachgrenze, die sich für
Frühfranzösisch ab der dritten und Frühenglisch ab der fünften Klasse
verpflichtet haben. Erst vor einem Jahr beschlossen die sechs Kantone die
Weiterführung des Projekts bis Ende 2018. Gemäss Olsson hat sich Passepartout
bereits als «praxisuntauglich» erwiesen. Die Therwiler Primarlehrerin Marianne
Lander erklärte vor den Medien, das mit Passepartout eingeführte Lehrmittel
«Mille feuilles» führe dazu, dass die Schülerinnen und Schüler auch nach
mehreren Jahren nicht einmal über einen einfachen französischen Wortschatz
verfügten.
Die Initiative verlangt,
dass der Fremdsprachenunterricht «inhaltlich wie vor der Einführung des
Passepartout-Projekts» erfolgen müsse. Olsson präzisierte dazu, dass der Beginn
des Französischunterrichts nicht wieder auf die vierte Klasse verschoben werden
solle, aber didaktisch wieder wie früher unterrichtet werden müsse.
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