Girard machte sich stark für eine Primarschule in jedem Dorf, Bild: zvg
Der Freiburger Pädagoge, der sogar Pestalozzi neidisch machte, SRF Regional, 3.10.
«Dem Ancien Régime in Freiburg war Girard zu modern und deshalb
verdächtig, und in der Deutschschweiz herrschte ein Pestalozzi-Kult», sagt Beat
Bertschy auf die Frage, warum der Name Girard heute nur noch wenigen ein
Begriff ist. Bertschy ist an der Universität Freiburg verantwortlich für die
praktische Ausbildung der Lehrer auf Sekundarstufe 2 - und profunder
Girard-Kenner.
«Das Faszinierende ist, dass die heutige Schule in weiten Teilen seiner
damaligen Vision entspricht». Girard machte sich stark für eine Primarschule in
jedem Dorf, auch für die arme Landbevölkerung. Weiter sollte es regionale
Schulen geben - die heutigen Mittelschulen - sowie Universitäten.
Die Schule sollte praktisch, konkret und lebensnah sein, forderte
Girard, «die Schüler sollten nicht möglichst viel wissen, sondern vor allem
können», so Bertschy. Girards praktische Art imponierte sogar dem bekannten
Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi, welcher zur gleichen Zeit wirkte.
Als Girard ihm zeigte, wie er seine Ideen in die Praxis umsetzte, soll
Pestalozzi gesagt haben «Schweig! Ich sehe es, zeig mir noch mehr›». Die beiden
Pädagogen kannten und schätzten sich und waren auch freundschaftlich verbunden.
Zum 250. Geburtstag Girards hat die Girard-Stiftung verschiedene Anlässe
organisiert, um den verkannten Pädagogen einer breiteren Öffentlichkeit in
Erinnerung zu rufen. Nebst einen Stadtrundgang und einen wissenschaftlichen
Kolloqium ist nun auch ein Film erschienen.
«Je mehr man sich mit Girard befasst, desto mehr erkennt man, welch
aussergewöhnlicher Pädagoge er war», sagt Girard-Kenner Beat Bertschy. «Er ist
ein Geheimtipp unter den Klassikern».
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