Weiterbildung für 1250 Lehrer, NZZ, 10.9. von Walter Bernet
Was die Referenten ansprachen, scheint im Umfeld der Schule vielen unter den Nägeln zu brennen. Winterhoff diagnostizierte bei Erwachsenen eine starke Zunahme gravierender, unbewusster Beziehungsstörungen gegenüber ihren Kindern. Gesellschaftliche Fehlentwicklungen verhinderten, dass sie als klares Gegenüber eine gesunde Entwicklung der kindlichen Psyche und Persönlichkeit ermöglichten. Immer mehr Heranwachsende zeigten Symptome einer allgemeinen Beziehungsunfähigkeit. Die Korrektur sei möglich, deshalb müssten die Fälle in der Schule auch angesprochen werden. Betroffenen Eltern (und Lehrkräften) empfahl Winterhoff Selbstfindung durch lange, einsame Waldspaziergänge.
Reichenbachs Kritik an der Kompetenzorientierung des Lehrplans 21 und an der dahinterstehenden Pädagogik ist nicht einfach auf einen Punkt zu bringen. Kritik, meinte er, heisse nicht, gegen etwas zu sein. Es gelte die Begründungen zu hinterfragen. Viele Reformen der letzten Jahre seien bei näherem Hinsehen grundlos oder nur mit pädagogischen Floskeln begründet eingeführt worden. Dogmatische Kritik am Lehrplan 21 sei aber genauso fehl am Platz. Die Schule sei zu komplex, um mit Schlagworten erklärt zu werden.
Den Erfolg der Tagung, die am Nachmittag über 40 Workshops bot, nutzten die Veranstalter auch, um ihren gewerkschaftlichen Anliegen Schub zu verleihen. Kritischer als der Dachverband der Zürcher Lehrpersonen, der ZLV, positioniert sich die ZKM zum Lehrplan 21. Einig sind sich die beiden Verbände bei den Fremdsprachen: Die zweite Fremdsprache - welche, bleibt offen - sei auf die Sekundarstufe zu verlegen, dort aber mit mehr Stunden zu dotieren.
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