Jürg Wiedemann, Kopf des
Komitees Starke Schule Baselland und seit seinem Ausschluss bei den Grünen als
Grün-Unabhängiger politisch aktiv, hat sich gestern im Baselbieter Landrat auf
der ganzen Linie durchgesetzt. Über das Schicksal traditioneller Fächer wie
Geschichte, Geografie oder Biologie in den Sekundarschulen des Baselbiets
werden die Stimmberechtigten an der Urne abstimmen können. Dasselbe gilt für
die Einführung des Lehrplans 21, die der Bildungsrat beschlossen hat: An der
Urne wird entschieden, ob diese Kompetenz ins Parlament verlagert wird.
Erfolgreicher Tag für den Lehrer Jürg Wiedemann, Bild: Florian Bärtschiger
Das Volk entscheidet im Streit um den Lehrplan 21, Basler Zeitung, 25.9. von Thomas Dähler
Mit zwei Parlamentarischen
Initiativen hatte Wiedemann im vergangenen Jahr die entsprechenden
Gesetzesartikel lanciert. Gestern stimmte der Landrat den vorgeschlagenen
Änderungen im Bildungsgesetz zu. Mit 52 zu 29 Stimmen wurde der Fächerartikel
angenommen, mit 50 zu 35 Stimmen die Kompetenzverschiebung für die Einführung
des Lehrplans 21.
Vergeblich hatten SP und
Grüne zuerst versucht, die Entscheidungen im Landrat hinauszuzögern. Mit 56 zu
30 Stimmen wurde der Antrag auf Verschiebung verworfen. Vergeblich hatte sich
die SP-Fraktion danach auch gegen die Änderungen im Bildungsgesetz gewehrt.
Nicht gut angekommen ist dabei, dass die SP versuchte, den Schwarzen Peter in
der Angelegenheit der neuen Bildungsdirektorin Monica Gschwind (FDP)
unterzuschieben. «Vorgänger Urs Wüthrich als Vorsitzender im Bildungsrat war
es, der keine Bereitschaft zum Gespräch gezeigt hat», brachte es Paul Wenger
(SVP), der damalige Präsident der Bildungs-, Kultur- und Sportkommission auf
den Punkt. «Es ist doch klar, wer den Schlamassel angerichtet hat: Urs
Wüthrich», sagte auch Initiant Wiedemann.
Zur Politik des inzwischen
ausgeschiedenen Bildungsdirektors Urs Wüthrich stand gestern nur noch die SP
geschlossen: «Lächerlich» und «nicht durchdacht» seien Wiedemanns
Gesetzesartikel, empörte sich Miriam Locher. Mit Volksentscheiden Anfang 2016
werde die Planungssicherheit für die Lehrkräfte aufs Spiel gesetzt.
Die Fraktionen Grüne/EVP
und CVP/BDP unterstützten die SP mehrheitlich. Doch sie blieben gegen die
geschlossene Phalanx von SVP, FDP und GLP/Grüne-Unabhängige chancenlos. «Eine
Zumutung» nannte Oskar Kämpfer (SVP) das Abqualifizieren der Lehrplan-Kritiker.
«Absolut billig» sei es, die neue Bildungsdirektorin für die späten
Volksentscheide verantwortlich zu machen, sagte Wenger. Auch CVP-Landrat Pascal
Ryf sagte, es sei vernünftig, das Volk über die Zukunft der heutigen Fächer
entscheiden zu lassen.
Martin Rüegg (SP) warnte
davor, beim Lehrplan 21 anders als Basel-Stadt zu entscheiden. Doch
SVP-Präsident Kämpfer erwiderte, in der Nordwestschweiz seien Solothurn und
Aargau auch eher auf der Linie des Baselbiets.Regierungsrätin Gschwind meinte
schliesslich, auch wenn der Weg über das Bildungsgesetz nicht der Systematik
entspreche, Volksentscheide sorgten schliesslich für Planungssicherheit.
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