Seit 2013 haben 18 der 21 Deutschweizer Kantone bereits 180 Millionen
Franken bei der Bildung eingespart, bis 2018 rechnet der Lehrerdachverband mit
noch einmal der gleichen Summe, die weniger zur Verfügung steht. Das habe eine
Umfrage des Verbands ergeben, schrieb die «NZZ am Sonntag». SRF
hat mit der Zentralsekretärin des Schweizer Lehrerverbands, Franziska Peterhans
gesprochen.
Sparen bei der Bildung: "Das ist ganz klar ein Qualitätsabbau". Radio SRF, 28.9. von Elmar Plozza
SRF News:
Gibt es schon Folgen dieser Sparmassnahmen im Bildungsbreich?
Franziska Peterhans: Die gibt es ganz sicher. Wir erhalten viele E-Mails
von der besorgten Basis zu den Sparmassnahmen in den Kantonen. So werden
Sportstunden gestrichen, Klassen vergrössert, Lohnerhöhungen gestoppt oder
Löhne sogar gesenkt. Fast täglich erhalten wir solche Rückmeldungen von
bestürzten Lehrpersonen, teilweise auch von besorgten Eltern.
Hat unter den
Sparmassnahmen die Qualität des Unterrichts bereits gelitten?
Seit 2013 sind im Kernbereich Unterricht bereits 50 Millionen Franken
gespart worden. Es sind Spezialklassen geschlossen, Klassen zusammengelegt oder
Halbklassen-Unterricht gestrichen worden. Das heisst, es bleibt immer weniger
Zeit und Aufmerksamkeit für die Kinder. Das ist ganz klar ein Qualitätsabbau.
Die Lehrpersonen stehen dem einzelnen Kind schlicht weniger zur Verfügung.
Manche Leute
sagen, bei Freifächern zu sparen oder weniger Lektionen anzubieten sei nicht so
schlimm, weil ja nicht die Kernbereiche der Schule betroffen seien. Was sagen
Sie dazu?
Es stellt sich die Frage, ob allein Mathematik, Sprache und
Realien-Fächer für die Entwicklung der Kinder wichtig sind. Ich dagegen glaube,
dass auch musische Fächer wie Werken, Textilarbeiten, Gestalten oder Zeichnen
für die Bildung sehr wichtig sind. Zudem darf der Sport nicht zu kurz kommen.
All diese Fächer kommen nun erneut unter Druck. Bei der Bildung geht es um
Kinder und ihre Entwicklung. Da braucht es mehr als nur die Kernfächer.
Gibt es für
Sie Bereiche bei der Bildung und im Schulwesen, in denen man sinnvoll sparen
könnte?
Dazu haben wir eine Umfrage gemacht und wir werden die Ergebnisse mit
den Präsidentinnen und Präsidenten der kantonalen Verbände noch ausführlich
diskutieren. Ich persönlich sehe am ehesten im Bereich Schulentwicklung ein
Sparpotenzial. Gewisse Bereiche könnten verlangsamt werden. Doch wenn es um den
Unterricht und die Anstellungsbedingungen der Lehrpersonen geht, sehe ich
überhaupt keine Sparmöglichkeiten. Die Lehrer haben in den letzten Jahren
bereits enorm viel geleistet und Lohnkürzungen oder nicht gewährte
Stufenanstiege hinnehmen müssen. Hier ist nun schlicht und einfach fertig,
sonst finden wir die Leute nicht mehr.
Der Präsident
der Deutschschweizer Erziehungsdirektoren, Christian Amsler, sieht ein
mögliches Einsparungspotenzial in ländlichen Gebieten. In vielen Dörfern gebe
es nur noch ganz kleine Klassen, eine Zusammenlegung zwischen Gemeinden wäre
hier sinnvoll. Was sagen Sie zu diesem Vorschlag?
Ich verstehe, dass er diese Überlegungen anstellt. Schliesslich kann man
sagen, dabei nehme die Qualität des Unterrichts für die Kinder nicht ab.
Allerdings ist die Schule für viele kleine Gemeinden eine wichtige Institution.
Dort findet Vernetzung statt. Deshalb dürften sie sich stark dagegen wehren,
dass ihnen die Schule weggenommen wird. Wir haben das immer wieder erlebt und
ich verstehe das auch.
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