21. Juni 2015

Bildung Thurgau diskutiert über Berufsauftrag

Bildung Thurgau feiert dieses Jahr ihr 10-jähriges Jubiläum. Im Fokus der Delegiertenversammlung stand der aus dem Jahre 2003 stammende Berufsauftrag. 
Lehrer rollen Berufsauftrag wieder auf, Kreuzlinger Nachrichten, 20.6.


«Es ist wichtig, dass ihr euch bei Diskussionen rund um den Lehrplan 21 für sachliche Informationen stark macht, denn der Thurgau braucht einen aktuellen Lehrplan, der den Bedürfnissen und der Gesellschaft Rechnung trägt», begrüsst Präsidentin Anne Varenne die 80 Delegierten und 18 Gäste im Rathaussaal. Sie bezeichnet den Lehrplan als wichtige Planungs- und Orientierungshilfe und versichert: «Die Methoden- und Lehrmittelfreiheit bleibt erhalten und die Vermittlung von Wissen zentral». Die Geschäftsleitung von Bildung Thurgau unterstützt den neuen Lehrplan und ist überzeugt davon, dass die Schulqualität erhalten bleibt.

Aktueller Routenplaner

Auch Regierungsrätin Monika Knill nimmt den neuen Lehrplan zum Anlass ihrer Informationen aus dem Departement für Erziehung und Kultur: «Auch wir planen derzeit keine neuen Entwicklungsprojekte, sondern konzentrieren uns auf den neuen Thurgauer Lehrplan». Sie zeigt sich überzeugt davon, dass im Zentrum des  Lehrplans das Kerngeschäft, das Unterrichten, steht. Knill erachtet es als wichtig, dass man sich nach 20 Jahren nun wieder mit Ziel und Inhalt der Volksschule auseinander setzt. Sie fordert die Delegierten auf, den Lehrplan auch zu ihrem Thema zu machen und dieses Heft selbstbewusst in die Hand zu nehmen. «Überlassen sie dies nicht Leuten, die weit von der Schule weg sind ermahnt Knill. Sie bezeichnet den Lehrplan 21 als Routenplaner, der die Ziele festlegt für die Thurgauer Volksschulen.

Sehr offen formuliert

Für die Geschäftsleitung von Bildung Thurgau ist unumstritten: der Lehrerberuf hat sich in den letzten Jahren stark verändert und es sind neue und zeitintensive Tätigkeitsfelder hinzugekommen. Varenne bezeichnet den bisherigen Thurgauer Lehrplan «als sehr offen formuliert». Er unterscheidet zwischen unterrichtsbezogenen und nicht direkt unterrichtsbezogenen Tätigkeiten. «Er macht Aussagen über die grundlegenden Pflichten einer Lehrperson, was zu viel Freiheiten und hoher Autonomie führt, wobei auch die Gefahr besteht, dass immer mehr Aufgaben innerhalb der unterrichtsfreien Zeit verordnet werden», betont die Präsidentin.

Im Zentrum steht der Schulleiter

Als Grundlage für die im zweiten Teil der Versammlung stattfindende Diskussion in stufengemischten  Tischgruppen dient der von Eva Graf Poznicek vorgestellte neue Berufsauftrag des Kantons St. Gallen. Dieser  rechnet mit einer Jahresarbeitszeit von 1906 Stunden. Unterschieden wird beim neuen St. Galler Lehrplan in Unterricht (88 Prozent), Schülerinnen und Schüler (4 Prozent), Schule (5 Prozent) und Lehrpersonen (3 Prozent). Wie äussern sich die Delegierten zum Berufsauftrag? «Die Umsetzung des Berufsauftrages hängt von den Schulleitungen ab», ist eine Gruppe überzeugt, während eine andere das Definieren der Jahresarbeitszeit und die Verschiebung der Arbeitsfelder fordert. «Das Auflisten der Stundenzahlen ist wie eine Rechtfertigung der Arbeitszeit», erklären andere und für eine Gruppe ist klar: «Die Geschicke der Schulleitung ersetzen jeglichen Berufsauftrag und alles steht und fällt mit guten Schulleiterinnen und Schulleitern».
Im Rahmen der traktandierten Geschäfte genehmigen die Delegierten einstimmig die Jahresrechnung 2014 und die Jahresberichte des Beratungsteams. Einstimmig wählt man auch Adrian Steinemann zum neuen Rechnungsrevisor und folgt den Richtlinien der Geschäftsleitung, Mitglieder von Bildung Thurgau bei Wahlen in kommunale, kantonale und nationale Exekutiv- oder Legislativämter zu unterstützen.


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