Lehrer rollen Berufsauftrag wieder auf, Kreuzlinger Nachrichten, 20.6.
«Es ist wichtig, dass
ihr euch bei Diskussionen rund um den Lehrplan 21 für sachliche Informationen
stark macht, denn der Thurgau braucht einen aktuellen Lehrplan, der den
Bedürfnissen und der Gesellschaft Rechnung trägt», begrüsst Präsidentin Anne
Varenne die 80 Delegierten und 18 Gäste im Rathaussaal. Sie bezeichnet den
Lehrplan als wichtige Planungs- und Orientierungshilfe und versichert: «Die
Methoden- und Lehrmittelfreiheit bleibt erhalten und die Vermittlung von Wissen
zentral». Die Geschäftsleitung von Bildung Thurgau unterstützt den neuen
Lehrplan und ist überzeugt davon, dass die Schulqualität erhalten bleibt.
Aktueller
Routenplaner
Auch
Regierungsrätin Monika Knill nimmt den neuen Lehrplan zum Anlass ihrer
Informationen aus dem Departement für Erziehung und Kultur: «Auch wir planen
derzeit keine neuen Entwicklungsprojekte, sondern konzentrieren uns auf den
neuen Thurgauer Lehrplan». Sie zeigt sich überzeugt davon, dass im Zentrum
des Lehrplans das Kerngeschäft, das Unterrichten, steht. Knill erachtet
es als wichtig, dass man sich nach 20 Jahren nun wieder mit Ziel und Inhalt der
Volksschule auseinander setzt. Sie fordert die Delegierten auf, den Lehrplan
auch zu ihrem Thema zu machen und dieses Heft selbstbewusst in die Hand zu
nehmen. «Überlassen sie dies nicht Leuten, die weit von der Schule weg sind
ermahnt Knill. Sie bezeichnet den Lehrplan 21 als Routenplaner, der die Ziele
festlegt für die Thurgauer Volksschulen.
Sehr
offen formuliert
Für
die Geschäftsleitung von Bildung Thurgau ist unumstritten: der Lehrerberuf hat
sich in den letzten Jahren stark verändert und es sind neue und zeitintensive
Tätigkeitsfelder hinzugekommen. Varenne bezeichnet den bisherigen Thurgauer
Lehrplan «als sehr offen formuliert». Er unterscheidet zwischen
unterrichtsbezogenen und nicht direkt unterrichtsbezogenen Tätigkeiten. «Er
macht Aussagen über die grundlegenden Pflichten einer Lehrperson, was zu viel
Freiheiten und hoher Autonomie führt, wobei auch die Gefahr besteht, dass immer
mehr Aufgaben innerhalb der unterrichtsfreien Zeit verordnet werden», betont
die Präsidentin.
Im
Zentrum steht der Schulleiter
Als
Grundlage für die im zweiten Teil der Versammlung stattfindende Diskussion in
stufengemischten Tischgruppen dient der von Eva Graf Poznicek
vorgestellte neue Berufsauftrag des Kantons St. Gallen. Dieser rechnet
mit einer Jahresarbeitszeit von 1906 Stunden. Unterschieden wird beim neuen St.
Galler Lehrplan in Unterricht (88 Prozent), Schülerinnen und Schüler (4
Prozent), Schule (5 Prozent) und Lehrpersonen (3 Prozent). Wie äussern sich die
Delegierten zum Berufsauftrag? «Die Umsetzung des Berufsauftrages hängt von den
Schulleitungen ab», ist eine Gruppe überzeugt, während eine andere das
Definieren der Jahresarbeitszeit und die Verschiebung der Arbeitsfelder
fordert. «Das Auflisten der Stundenzahlen ist wie eine Rechtfertigung der
Arbeitszeit», erklären andere und für eine Gruppe ist klar: «Die Geschicke der
Schulleitung ersetzen jeglichen Berufsauftrag und alles steht und fällt mit
guten Schulleiterinnen und Schulleitern».
Im
Rahmen der traktandierten Geschäfte genehmigen die Delegierten einstimmig die
Jahresrechnung 2014 und die Jahresberichte des Beratungsteams. Einstimmig wählt
man auch Adrian Steinemann zum neuen Rechnungsrevisor und folgt den Richtlinien
der Geschäftsleitung, Mitglieder von Bildung Thurgau bei Wahlen in kommunale,
kantonale und nationale Exekutiv- oder Legislativämter zu unterstützen.
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