Spätestens mit dem
ersten Schultag eines Kindes beginnt der Ernst des Lebens. Nichts darf mehr
schiefgehen. Wird ein Defizit nicht sofort aufgedeckt, kann das Folgen für den
Rest des Lebens haben, sind viele Eltern der Meinung. Viele Mütter und Väter
sind verunsichert und kontrollieren und analysieren alles, was ihre Kinder und
deren Lehrer in der Schule tun oder nicht tun. Da werden Tests kopiert und mit
denen der besten Freundin verglichen. Ist man mit einer Bewertung nicht
einverstanden, schreibt
man dem Lehrer eine Nachricht, Fehler des Lehrers werden der Schulleitung
gemeldet.
Welche Art von Unterstützung ist sinnvoll? Bild: iStock
Vertraut euren Schulkindern, Tages Anzeiger Mamablog, 22.5. von Marianne Kuhn
Bringt das Kind nicht
die erwarteten Bestleistungen nach Hause, muss etwas unternommen werden. Der
Telefondraht unter den Eltern läuft heiss. Geht es anderen Kindern ähnlich?
Vermittelt die Lehrerin den Stoff richtig, wird von den Kindern zu viel
verlangt – oder zu wenig?
Um
dem Kind zu helfen, wird das Arbeitsblatt schon mal in
einer Nachtschicht von der Mutter ausgemalt. Papi liest derweil noch
einmal seine Asterix-Sammlung durch, um die Fragen des Antolin-Leseförderungsprogramms im Netz zu beantworten – und so
wertvolle Punkte für seinen Sprössling zu sammeln. Der Grossvater kennt doch da
noch ein paar mathematische Tricks, die dem Kind bestimmt weiterhelfen. Die
Kollegin weiss von einer Therapie, welche auf jeden Fall nützen wird. Und die Tochter
der Bürokollegin hat grosse Fortschritte gemacht, seit sie mit der neuen App
auf ihrem Tablet übt.
Ja,
stimmt etwas mit der heutigen Schule nicht? Oder können Schüler heute weniger
als früher? Ich bin der Meinung, nichts von beidem stimmt. Tatsache ist
allerdings, dass die Welt und die Schule sich in den letzten Jahren verändert
haben. Die
Schüler müssen heutzutage viel mehr und anderes können als früher. Die Lehrer
kennen ihre Aufgaben und geben sich in der Regel grosse Mühe, alle Kinder
optimal zu fördern. Sie haben ihre Schüler gern. Sie sind gut ausgebildet und
werden von entsprechenden Behörden unterstützt und kontrolliert. Manchmal
machen sie, wie jeder andere Mensch auch, Fehler, und dann sollen diese auch
korrigiert werden.
Ständige
Kritik an der Schule von allen Seiten ist allerdings nicht nötig. Es
verunsichert viele engagierte Lehrer und ist auf die Dauer nur frustrierend. Ich rate deshalb allen Eltern: Habt
Vertrauen in eure Kinder! Sie müssen lernen, selbstständig zu denken und zu
handeln, Verantwortung zu übernehmen und starke, eigenständige, ehrliche
Persönlichkeiten zu werden. Dazu brauchen sie Vorbilder. Menschen, die ihnen
zeigen, dass man auch einmal straucheln und dann wieder aufstehen kann, dass
man Probleme selber bewältigen kann. Die auch hinter ihnen stehen, wenn sie
nicht Klassenbeste sind. Kinder müssen für Fortschritte gelobt werden und
Fehler machen dürfen. Sie müssen ausprobieren und lernen, Grenzen zu
akzeptieren. Eltern müssen für ihre Kinder da sein, ihnen Mut machen und sie
unterstützen, wenn sie Hilfe brauchen. Kinder können viel! Oft viel mehr, als
wir uns vorstellen können. Trauen wir es ihnen einfach zu!
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