Vor der
nächsten Sitzung des Grossen Rats, am 2. Juni, wird die Initiative gegen den
Lehrplan 21 eingereicht. An vorderster Front engagiert sich die SVP für die
Initiative – und setzt damit ihren Bildungsdirektor unter Druck. Denn die
Erwartungshaltung der Partei ist klar: Alex Hürzeler muss sich als
SVP-Vertreter für die Initiative einsetzen. In der
Aargauer Zeitung sagte Fraktionschef Andreas Glarner, der Bildungsdirektor
müsse sich gut überlegen, auf welcher Seite er stehe. «Steht er auf der falschen, muss er
sich warm anziehen», schob Glarner an die Adresse von Hürzeler nach.
Für den Lehrplan 21 kämpft Bildungsdirektor Alex Hürzeler gegen die SVP, Schweiz am Sonntag, 24.5. von Fabian Hägler
Dieser hält
auf Anfrage fest: «Zu einem guten Bildungssystem im Aargau gehört auch ein
zeitgemässer Lehrplan.» Wie das gewünschte System zu erreichen sei, diskutiere
er regelmässig mit Lehrkräften, Verbänden und Parteien – «auch mit der SVP
Aargau», sagt Hürzeler. Auf die Kritik seiner Partei am neuen Lehrplan 21
angesprochen, erklärt der Bildungsdirektor: «Unterschiedliche parteiinterne
Ansichten zu Sachgeschäften kommentiere und kommuniziere ich nicht in den
Medien.»
Hürzeler
betont, der Lehrplan 21 sei in der kantonalen Anhörung Ende 2013 weitgehend auf
Zustimmung gestossen. Er ist überzeugt, dass den 21 Deutschschweizer Kantonen
«mit den danach erfolgten Anpassungen nun eine gute und austarierte Vorlage für
die kantonale Umsetzung vorliegt».
Bereits ein
Brief an die SVP Schweiz, aus dem die Aargauer Zeitung zitierte, zeigte, dass
Hürzeler die Reform unterstützt. Er und sechs weitere SVP-Bildungsdirektoren
warben für eine Änderung des Parteiprogramms und warnten vor einer drohenden
Zerreissprobe: «Eine Torpedierung des Lehrplans auf nationaler oder kantonaler
Ebene könnte uns in die schwierige Situation bringen, dass wir uns gegen die
SVP positionieren.»
Nun dürfte im
Aargau genau diese Situation eintreten: Der Regierungsrat wird die
Anti-Lehrplan-Initiative ablehnen, Hürzeler als Bildungsdirektor wird diesen
Entscheid – unabhängig von seiner persönlichen Haltung – gemäss dem
Kollegialitätsprinzip vertreten, während seine Partei für ein Ja zur Initiative
kämpfen wird.
Wie heikel
bildungspolitische Vorlagen sein können, hat vor sechs Jahren die Abstimmung
über das Bildungskleeblatt gezeigt. Andreas Glarner, der damals hinter der
SVP-Kampagne stand und massgeblich zur späteren Abwahl von CVP-Bildungsdirektor
Rainer Huber beitrug, zog in der Aargauer Zeitung eine Parallele zu 2009. Für
den SVP-Fraktionschef hat die Auseinandersetzung um den Lehrplan eine
«Kleeblatt-Dimension».
Hürzeler ist
anderer Meinung und entgegnet: «Das ist weit übertrieben. Der Lehrplan 21
greift nicht in die Schulstrukturen ein. Die beiden Vorlagen sind absolut nicht
vergleichbar.» Und der Bildungsdirektor ergänzt, der Aargau lasse sich, im
Gegensatz zu anderen Kantonen, genügend Zeit für die notwendigen
Vorbereitungsarbeiten und kantonsspezifischen Anpassungsarbeiten am Lehrplan.
Tatsächlich
soll dieser im Aargau erst im Jahr 2020 eingeführt werden, das Parlament hat
der Verschiebung im vergangenen Herbst zugestimmt. Hürzeler sagt vor diesem
Hintergrund: «Hektik und gereizte Abstimmungsrhetorik sind derzeit absolut
nicht angezeigt.»
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