Öffentliche Schule unter Druck, SRF, 23.3.
«Englisch ist für uns ganz wichtig. Und die weltoffene Art der
Kommunikation in mehreren Sprachen.» So begründet der Börsenhändler Franz-Peter
Steiner den Entscheid, seinen Sohn auf die Pfäffikoner Privatschule «Obersee
Bilingual School», kurz OBS, zu schicken.
Auch der Sohn der Kauffrau Patricia Schluep geht auf die OBS. Sie
entschied sich für die Privatschule als ihr Sohn die 5. Klasse der öffentlichen
Volksschule besuchte: «Die Umstände an der öffentlichen Schule waren damals
schwierig. Sehr viel drehte sich um Konfliktbewältigung. Da fanden wir, jetzt
müssen wir etwas für unseren Sohn tun und handeln.»
Die OBS in Pfäffikon ist die grösste Privatschule im Kanton Schwyz und
unterrichtet nach dem schweizerischen Lehrplan. Momentan betreut sie 408
Kinder, vom Babyalter bis zum 9.-Klässler. In der Obersee Bilingual School wird
konsequent zweisprachig gesprochen, Englisch und Deutsch. Sei es in der
Kinderkrippe oder in den Schulklassen.
Ruth Kopp, Leiterin der Primarschule der OBS erklärt gegenüber «Schweiz
aktuell»: «Wir haben ganz klare Aufnahmekriterien was das Leistungsniveau, die
Persönlichkeit und das Sprachniveau der Schüler betrifft. Das schauen wir bei
jeder Familie individuell an.»
Das Schulgeld an der OBS beträgt bis zu 27‘000 Franken pro Jahr und
Kind. Mit diesem Angebot scheint die OBS in den Steueroasen Wollerau,
Feusisberg und Freienbach goldrichtig zu liegen. Denn die Schule platzt aus
allen Nähten. Deshalb ist in der Nachbargemeinde Wollerau ein Neubau für über
30 Millionen Franken geplant. Dort sollen in Zukunft bis zu 600 Kinder betreut
und auch die Matura angeboten werden können. Damit nicht genug. Auch eine
zweite Privatschule plant einen Neubau im Bezirk: Die Swiss International
School will in Pfäffikon eine Schule für 300 Schüler bauen. Dieses Projekt ist
im Moment jedoch durch Einsprachen blockiert.
Der Boom der Privatschulen bringt die öffentlichen Schulen unter Druck.
Alleine in der Gemeinde Wollerau besuchen 100 von 467 Primarschülern eine
Privatschule. Deshalb organisierten die Schulen im Bezirk Höfe kürzlich einen
ersten gemeinsamen Tag der offenen Schulen, um so die Eltern von der Qualität
der öffentlichen Schulen zu überzeugen. Weitere Veranstaltungen sollen folgen.
Doch solche Aktionen und vermehrtes Marketing reiche nicht, findet Marco
Casanova, Gemeinderat und Schulpräsident von Wollerau. Er verlangt zusätzliche
Unterstützung vom kantonalen Bildungsdirektor: «Wenn es um Problemkinder geht,
hilft uns der Kanton zwar. Doch wo wir uns mehr Unterstützung wünschen, um
gegen die Privatschulen zu bestehen, ist bei den besonders förderungswilligen
und förderungsfähigen Schülern.»
So sollen zum Beispiel an der Oberstufe für die besten Schüler
zweisprachige Schulklassen, Deutsch und Englisch, möglich werden. Ob das
reicht, um dem Boom der Privatschulen Einhalt zu gebieten, scheint fraglich.
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