24. März 2015

Instrument gegen Lehrabbrüche

Je nach Branche wechseln bis zu 30 Prozent der Jugendlichen in eine andere Lehre oder einen anderen Betrieb. Der Gewerbeverband und die Kantone haben nun eine neue Orientierungshilfe entwickelt.
Hilfe für die Berufswahl, NZZ, 24.3.


Mit der Berufswahl steht bei vielen Jugendlichen im 8. Schuljahr eine wichtige Entscheidung an. Es gilt, aufgrund der eigenen Vorlieben, Kompetenzen und Stärken den passenden Beruf zu wählen. Dies setzt voraus, dass Jugendliche, Eltern und Schule die Anforderungen der einzelnen Berufe kennen. Am Montag haben der Gewerbeverband und die Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) eine neue Orientierungshilfe vorgestellt, welche die schulischen Anforderungsprofile in rund 190 Berufen systematisch darstellt. Derzeit sind 153 Berufe erfasst. Auf der Website ist beispielsweise zu erfahren, dass die Lehre zum Tierpfleger hohe Anforderungen ans Deutsch stellt. Zentral für die Ausbildung sind die Kompetenzen Hören, Teilnahme an Gesprächen und zusammenhängendes Sprechen. In der Mathematik liegen die Anforderungen zwischen einfach und mittel. Gar nicht gefragt sind laut dem Berufsprofil Kenntnisse in Fremdsprachen. Damit der Beruf besser fassbar wird, sind zu einigen Profilen typische Arbeitssituationen beschrieben. Auf dem Onlineportal können bis zu fünf Profile verglichen werden.
Die Profile beantworteten die Frage, was die Jugendlichen mitbringen müssten, um eine Lehre zu starten und dort Tritt zu fassen, sagte Projektleiter Walter Goetze. Die Anforderungsprofile orientieren sich an den Kompetenzmodellen der EDK. In einer aufwendigen Arbeit haben jeweils mehrere Experten die Berufe unabhängig voneinander eingestuft. Die schulischen Anforderungen in der Grundbildung sind laut Goetze noch nie so gründlich, systematisch und umfassend beurteilt worden. Dabei habe sich gezeigt, dass es nicht einfache und schwierige Berufe gebe. Jeder Beruf stelle spezifische schulische Anforderungen, sagte Goetze. Er warnte davor, die Anforderungen als fixe Grösse oder gar als Urteil zu betrachten. Neben dem Können seien Willen und Motivation ebenso wichtig.

Laut Gewerbeverbandsdirektor Hans-Ulrich Bigler soll das neue Instrument helfen, die Zahl der Lehrabbrüche oder Lehrstellenwechsel - je nach Branche bis zu 30 Prozent - zu reduzieren. Bei den Profilen handle es sich nicht um ein Test- oder Selektionsinstrument, sagte EDK-Präsident Christoph Eymann. Die EDK werde nun prüfen, wie die Profile mit den Lehrplänen verbunden werden könnten.

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