Unklare Haltung der Regierung gegenüber kleinen Schulen, Bild: Reto Martin
Kleine Schulen, grosse Sorgen, St. Galler Tagblatt, 26.3. von Silvan Meile
An den Thurgauer Schulen ist die Trennung der strategischen und
der operativen Führung nicht überall gewährleistet. Das Gesetz über die
Volksschulen aus dem Jahr 2007 sieht vor, dass die Schulen im Kanton «in der
Regel» eine Person zur Leitung der Schule einsetzen. Auf Gesuch hin darf aber
von der Regel abgewichen werden. Kleine Schulen können somit von einem Mitglied
der Schulbehörden geleitet werden. Solche behördengeleitete Schulen gibt es
derzeit vier im Kanton, wie aus der Beantwortung einer Interpellation von
Kantonsrat Daniel Vetterli (SVP, Rheinklingen) hervorgeht. Das sind
Amlikon-Holzhäusern, Regio Märwil, Tobel-Tägerschen und Wagenhausen-Kaltenbach.
Fusionen nicht erzwingen
«Behördengeleitete Schulen
sind weiterhin möglich», sagt Regierungsrätin Monika Knill, Chefin des
Departements für Erziehung und Kultur, am Mittwoch in der Diskussion zu
Vetterlis Interpellation. Die Qualitätsanforderungen und Rahmenbedingungen
würden aber von allen Thurgauer Schulen gleich – unabhängig ihrer Grösse –
eingefordert, fügt Knill hinzu. Und ein spezielles Augenmerk müsse eben auf
mögliche Zuständigkeitskonflikte durch Personalunionen gelegt werden. Hier
brauche es Entflechtung. Eine Lösung nennt Knill auch: Fusionen. Doch das sei
Sache in den Gemeinden. Die Kantonsregierung begrüsse entsprechende Vorstösse,
gebe aber nicht den Anstoss dazu.
Nicht nur verständnisvoll
Kantonsrat Daniel Vetterli
hat sich allenfalls mehr Unterstützung von der Regierungsrätin erwünscht. Denn
er kennt die Schwierigkeiten einer behördengeleiteten Schule. In der
Primarschulgemeinde Wagenhausen-Kaltenbach ist er nämlich Schulpräsident und
Schulleiter in Personalunion. Doch nicht alle Parlamentarier brachten gleich
viel Verständnis für die Sorgen der kleinsten Schulen auf. Walter Hugentobler (SP,
Matzingen) sah in der Diskussion gar ein typisches Thurgauer Phänomen: «Zuerst
pochen die kleinsten Gebilde auf ihre Eigenständigkeit und dann rufen sie nach
kantonaler Unterstützung.»
Keine Fraktion sah in der
derzeitigen Situation, in welcher der Kanton zwar die Bildung grösserer
Schulgemeinden empfiehlt, kleinste aber weiterhin toleriert, Handlungsbedarf.
Josef Brägger (Grüne, Amriswil) vermisst aber ein klares Bekenntnis des
Regierungsrates zur einen oder der anderen Seite.
Pensum klein, Fluktuation gross
Das Modell mit
Schulleitung bereitet nicht nur den vier behördengeleiteten Schulen Sorgen. Für
Interpellant Vetterli sei vor allem auch bei jenen Schulen, die einen
Schulleiter mit einem kleineren Pensum als 50 Prozent haben, der Wurm drin, was
sich beispielsweise durch häufige Wechsel der Schulleitung zeige. Die kantonale
Statistik über die Fluktuationsrate kann diese Aussage aber nicht untermauern.
Demnach liegt die Fluktuation bei den kleinsten Schulen nur leicht höher.
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