Auf die neugewählte Direktorin Sabina Larcher wartet viel Arbeit, Bild: fhnw
Probleme schönreden, Basler Zeitung, 22.12. von André Vanoncini
Vor einem Jahr schliesslich organisierte der Verband der Dozierenden
(VDNW) eine wissenschaftlich begleitete Zufriedenheitsbefragung bei den Mitarbeitenden
der Institution. Diese zeigte starke Negativwerte in allen durch die PH-Leitung
beeinflussbaren Bereichen. Neben der Ausrichtung von Lehre und Forschung seien
hier nur Arbeitsbelastung und -klima, Organisationsabläufe und Mitwirkungsmöglichkeiten
genannt.
Angesichts
dieses beunruhigenden Resultats wollte der Fachhochschulrat als oberste Instanz
nicht untätig bleiben. Er bildete eine Untersuchungskommission, die sämtliche
Kritikpunkte unter die Lupe nahm. Trotz der gebotenen diplomatischen Rücksichtnahme
erkannte dieses Gremium eindeutigen Handlungsbedarf in den erwähnten
Problembereichen.
Nun
gelobte die PH-Leitung Verbesserungen in die allseits gewünschte Richtung. In
Wirklichkeit ergreift sie aber taktische Massnahmen, um die Öffentlichkeit und
vor allem auch den Fachhochschulrat vom Gegenteil des kritisierten Zustands zu
überzeugen.
Exemplarisch
steht dafür der jüngste Versuch, die VDNW-Studie zu disqualifizieren. So wird
eine von der PH-Leitung selbst in Auftrag gegebene Zufriedenheitsbefragung, die
zum Teil noch schlechter ausfiel als jene des VDNW, zur Erfolgsbescheinigung
umgemodelt. Ungünstige Werte werden in der Kommunikation nach aussen wahlweise
ausgeblendet oder durch Rechnungstricks aufpoliert.
Mit
dieser Haltung entzieht sich die PH-Leitung dem konstruktiven Dialog und löst
stattdessen Frustration und Irritation aus. Die Mitarbeitenden der PH sowie die
FHNW als Ganzes werden zu Geiseln einer verfehlten Machtstrategie. Die
Medienschaffenden werden zu Empfängern von Hof-Communiqués, was sie sich
glücklicherweise nicht bieten lassen. Verbände und Organisationen, die sich
um die Qualität der Lehrpersonenausbildung sorgen, werden mit Nichtbeachtung
oder feindseliger Abweisung bedacht. Selbst die deutliche Aufforderung zur
Rückbesinnung durch die Untersuchungskommission des Fachhochschulrats stösst
ins Leere.
Angesichts
dieser verfahrenen Situation genügt es nicht, bis zum Amtsantritt der frisch
ernannten PH-Direktorin im Herbst 2015 zu warten. Schon jetzt muss eine
Neuausrichtung der PH vorangetrieben werden. Für die Stufe Sek I existiert
dazu bereits ein breit abgestütztes Zukunftsmodell, welches die Gruppe für eine
bessere Sekundarlehramtsausbildung (GBS) am 21. November 2014 der Öffentlichkeit
vorgestellt hat (Stärkung von Fachausbildung und von echter Berufspraxis). Alle
an einer guten Zukunft der Lehrpersonenausbildung Interessierten werden sich
bemühen, diesem Anliegen zur politischen Umsetzung zu verhelfen.
André Vanoncini,
Binningen, ist Dozent für französische Literaturwissenschaft und Mitglied der
GBS.
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