22. Dezember 2014

Neuausrichtung der PH drängt

Es ist unübersehbar, dass die Stellungnahmen zu zahlreichen Missständen an der Pädagogischen Hochschule (PH) rasant zunehmen. Lehrpersonen, ­politisch Aktive und Bildungs­interessierte monieren seit Langem die von der PH-Leitung betriebene ­Vernachlässigung des ihr anvertrauten Kerngeschäfts. Regelmässig haben auch Studierende die Unzulänglich­keiten des bestehenden Ausbildungsmodells beklagt.






Auf die neugewählte Direktorin Sabina Larcher wartet viel Arbeit, Bild: fhnw


Probleme schönreden, Basler Zeitung, 22.12. von André Vanoncini



Vor einem Jahr schliesslich ­organisierte der Verband der ­Dozierenden (VDNW) eine ­wissenschaftlich begleitete ­Zufriedenheitsbefragung bei den ­Mitarbeitenden der Institution. Diese zeigte starke Negativwerte in allen durch die PH-Leitung beeinflussbaren Bereichen. Neben der Ausrichtung von Lehre und Forschung seien hier nur Arbeitsbelastung und -klima, Organi­sationsabläufe und Mitwirkungs­möglichkeiten genannt.
Angesichts dieses beunruhigenden Resultats wollte der Fachhochschulrat als oberste Instanz nicht untätig ­bleiben. Er bildete eine Untersuchungskommission, die sämtliche Kritikpunkte unter die Lupe nahm. Trotz der gebotenen diplomatischen ­Rücksichtnahme erkannte dieses ­Gremium eindeutigen Handlungs­bedarf in den erwähnten Problembereichen.
Nun gelobte die PH-Leitung ­Verbesserungen in die allseits gewünschte Richtung. In Wirklichkeit ergreift sie aber taktische Massnahmen, um die Öffentlichkeit und vor allem auch den Fachhochschulrat vom Gegenteil des kritisierten Zustands zu überzeugen.
Exemplarisch steht dafür der jüngste Versuch, die VDNW-Studie zu disqualifizieren. So wird eine von der PH-Leitung selbst in Auftrag gegebene Zufriedenheitsbefragung, die zum Teil noch schlechter ausfiel als jene des VDNW, zur Erfolgsbescheinigung umgemodelt. Ungünstige Werte ­werden in der Kommunikation nach aussen wahlweise ausgeblendet oder durch Rechnungstricks aufpoliert.
Mit dieser Haltung entzieht sich die PH-Leitung dem konstruktiven Dialog und löst stattdessen Frustration und Irritation aus. Die Mitarbeitenden der PH sowie die FHNW als Ganzes werden zu Geiseln einer verfehlten Machtstrategie. Die Medienschaffenden werden zu Empfängern von Hof-Communiqués, was sie sich glücklicherweise nicht ­bieten lassen. Verbände und ­Organisationen, die sich um die ­Qualität der Lehrpersonenausbildung sorgen, werden mit Nichtbeachtung oder feindseliger Abweisung bedacht. Selbst die deutliche Aufforderung zur Rückbesinnung durch die ­Untersuchungskommission des ­Fachhochschulrats stösst ins Leere.
Angesichts dieser verfahrenen Situation genügt es nicht, bis zum Amtsantritt der frisch ernannten PH-Direktorin im Herbst 2015 zu warten. Schon jetzt muss eine Neuausrichtung der PH vorangetrieben werden. Für die Stufe Sek I existiert dazu bereits ein breit abgestütztes Zukunftsmodell, welches die Gruppe für eine bessere Sekundarlehramtsausbildung (GBS) am 21. November 2014 der ­Öffentlichkeit vorgestellt hat (Stärkung von Fachausbildung und von echter Berufspraxis). Alle an einer guten Zukunft der Lehr­personenausbildung Interessierten werden sich bemühen, diesem Anliegen zur politischen ­Umsetzung zu verhelfen.

André Vanoncini, Binningen, ist Dozent für französische Literaturwissenschaft und ­Mitglied der GBS.

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