16. November 2014

Scholastischer Schwulst

Ja, man kennt die Floskel, wonach Stillstand Rückschritt bedeutet, und weiss, dass sie unkritisch auf alle Lebensbereiche angewandt wird. Doch was Erziehung und Unterricht betrifft, habe ich da meine Vorbehalte. Selbst einmal Dozent, also Lehrer auf Tertiärstufe, und auch Politiker, dabei keineswegs ein reaktionärer, stelle ich einfach fest, dass im Bereich der Pädagogik und Didaktik nicht nur neue Erkenntnisse gewonnen werden, sondern vielmehr bewährte alte verloren gehen und irgendwann wiederentdeckt und als Neuigkeit angepriesen werden. Und das ist wohl das Problem in der Schule von heute. Die zünftigen Erziehungswissenschafter, die einen solchen scholastischen Schwulst von Lehrplan formulieren, der eigentlich als Richtplan auf zehn Seiten Platz haben müsste, glauben ernsthaft, das Rad neu erfinden zu müssen, nur weil sie ahnungslos sind über das, was sie über Pädagogik und Didaktik längst wissen müssten. Darum erstaunt es nicht, dass trotz den permanenten Schulreformen und Schulversuchen das Resultat am Schluss der obligatorischen Schulzeit immer schlechter wird.
Leserbrief, NZZaS, 16.11. von Peter Schmid

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