24. Oktober 2014

Schwierige Zeiten für Mathelehrer

Die neue App Photomath löst Rechenaufgaben lediglich durch das Abfotografieren des Problems mit dem Smartphone. Gute Aussichten für Schummler, schwierige Zeiten für Mathelehrer.

Quelle: 20 Minuten, 24.10.


Mathe kann ganz schön hart sein. Doch was wäre, wenn künftig das Smartphone das Rechnen für einen übernähme? Genau das wollen die Macher der App Photomath ermöglichen. Das Programm ist laut den Entwicklern der «erste Kamera-Taschenrechner der Welt». Die gestellte Aufgabe wird über die eingebaute Smartphone-Kamera erfasst, läuft über eine Texterkennung, erfasst so Zahlen und Buchstaben und spuckt im Anschluss die Lösung samt den einzelnen Rechenschritten – der Herleitung – aus.
Was wie ein Traum für Mathe-geplagte Schüler klingt, hat allerdings noch seine Tücken. Die Texterkennung ist noch nicht ganz ausgereift. In einem kurzen Test vertauschte die App zum Beispiel oft den Buchstaben «x» mit dem Multiplikationszeichen. Handschriftliche Rechnungen erkennt Photomath bisher gar nicht. Zudem ist das Programm bisher nur im Stande, relativ simple Gleichungen zu lösen – wie etwa Bruch- und Dezimalrechnungen, Potenzen und Wurzeln oder arithmetische Ausdrücke. Integral- und Differenzialrechnung können bisher nicht aufgeschlüsselt werden.
iPhone als Taschenrechner getarnt
Wer jetzt hofft, mit der App beim nächsten Mathe-Test zu brillieren, könnte in die Röhre gucken: «Mit solchen Apps muss das Handy wohl an Prüfungen eingezogen werden», sagt Jürg Brühlmann, Leiter der Pädagogischen Arbeitsstelle vom Dachverband der Lehrerinnen und Lehrer Schweiz. Für den Unterricht oder die Hausaufgaben könne das Programm aber durchaus hilfreich sein. Kantonal geregelt ist die Nutzung des Smartphones im Klassenzimmer indes nicht. Meist gebe es aber eine Schulhaus-Reglementierung. «Einige Lehrer setzen das Smartphone gezielt im Unterricht ein, während andere es den Schülern bereits beim Betreten des Klassenzimmers abnehmen», so Brühlmann.
Die Photomath-App gibt es bisher nur für iOS und Windows Phone. Eine Version für Android-Handys ist fürs nächste Jahr angekündigt. Die App ist kostenlos.


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