22. Oktober 2014

Nidwaldner Landrat für Primarfranz

Der Nidwaldner Landrat will den Französischunterricht in der Primarschule beibehalten. Er hat eine Volksinitiative der SVP mit 37 zu 17 Stimmen abgelehnt, die verlangt, dass in den ersten sechs Schuljahren nur eine Fremdsprache unterrichtet wird. Am 8. März 2015 entscheiden die Stimmberechtigten an der Urne.




Die Debatte wurde von Westschweizer Medien beobachtet, Bild: Regina Kuehne

Französisch in Nidwalden soll bleiben, Neue Luzerner Zeitung, 22.10. 



Der Regierungsrat hatte sich für die Initiative ausgesprochen. Zu deren Umsetzung schlug er vor, dass der Französischunterricht ab der fünften Klasse aufgehoben werden solle, aber Englisch ab der dritten Klasse beibehalten werde. Bildungsdirektor Res Schmid begründete dies im Rat damit, dass Nidwalden mit dieser Lösung im Bildungssystem einigermassen kongruent bleiben könne.
In Nidwalden werden die Kinder seit dem Schuljahr 1996/97 ab der fünften Klasse in Französisch unterrichtet. 2005/06 kam Englisch ab der dritten Klasse hinzu.
Kein Verständnis in der Romandie
Der Regierungsrat schlug vor, dass Englisch ab der 3. Klasse weitergeführt werden und der Französischunterricht auf die Oberstufe verschoben werden solle. Er löste damit in der Romandie Irritationen und eine Debatte über den nationalen Zusammenhalt aus.
Dies färbte sich am Mittwoch auch auf die Sitzung des Landrats ab. Im engen, getäferten Ratssaal fanden sich ausnahmsweise zahlreiche Zuschauer ein. Auch Medienschaffende aus der Romandie verfolgten die Session vor Ort.
Mehrere Redner liessen es sich deshalb nicht nehmen, ein französisch gehaltenes Grusswort an die "compatriotes" auszusprechen. Viele befleissigten sich des Hochdeutschen und verzichteten auf den sonst im Ratsbetrieb üblichen Nidwaldner Dialekt.
Bildungsdirektor Res Schmid bekräftigte auf Französisch, dass es ihm nicht um eine Schwächung des Französischunterrichtes gehe. Er führte dann deutsch aus, dass die Schüler keine Defizite in Französisch hätten, wenn sie es erst in der 7. bis 9. Klasse lernen würden.
Für den SVP-Bildungsdirektor ist es aber wie für seine Partei klar, dass sich das heutige Sprachenmodell 3/5 nicht bewährt habe. Die pädagogischen Ziele mit dem frühen Sprachenunterricht hätten nicht erreicht werden können, erklärte er.
Mehr Technik statt Sprachen
Die Primarschule sei zu sprachenlastig, kritisierte Christan Landolt (SVP). Die Grundlagenfächer Deutsch und Mathematik kämen zu kurz. Armin Odermatt (SVP) fragte rhetorisch, ob es das Ziel der Bildung sein könne, dass jeder drei Sprachen beherrsche, aber niemand mehr einen Wasserhahn flicken könne.
Angeführt wurde von Seiten der Initianten ferner, dass viele Kinder mit dem Fremdsprachenlernen überfordert seien. Die Freude an den Fremdsprachen könne so nicht geweckt werden.
Nicht gelten lassen wollte die SVP den Vorwurf, sie würden mit ihrer Initiative den nationalen Zusammenhalt gefährden. Für diesen wäre statt ein früher Französischunterricht ein guter Geschichtsunterricht wichtiger, sagte Landolt.
Der falsche Zeitpunkt
Die Gegner der Initiative führten sowohl pädagogische wie auch staatspolitische Argumente an. Ausschlaggebend für das Nein waren aber Bedenken, dass sich Nidwalden bildungspolitisch isolieren könnte und später seinen Entscheid wieder korrigieren müsste.
Therese Rotzer (CVP) ging mit den Initianten so weit einig, dass der Fremdsprachenunterricht Verbesserungen benötige. Nidwalden dürfe aber nicht mit einer eigenen Lösung vorpreschen, sagte sie. Sie sei deshalb zum heutigen Zeitpunkt gegen die Initiative.
Die Initiativgegner forderten deshalb, dass Nidwalden auf einen Alleingang verzichte und sich stattdessen mit den anderen Kantonen, vor allem mit denen der Zentralschweiz, koordiniere. Geklärt werden muss demnach nicht nur die Zahl der Fremdsprachenfächer in der Primarschule, sondern auch, ob eine Landessprache dazugehören soll.

Susi Ettlin (Grüne/SP) sagte zu diesem Thema, eine zweite Landessprache gehöre in die Primarschule. Englisch sei allgegenwärtig und müsse nicht speziell gefördert werden.

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