23. Oktober 2014

Lehrplan 21 noch nicht bereit

Der Aargauer Erziehungsdirektor Alex Hürzeler kommt mit zwei Primeurs an die DV des Aargauer Lehrerverbands: Erstens verspricht er, die Löhne um 1 Prozent zu erhöhen (falls der Grosse Rat einverstanden ist). Dann spricht er von Verzögerungen beim Lehrplan 21. "Das Dokument ist noch nicht ganz reif".





Hürzeler beantragt eine Verschiebung der Übergabe des Lehrplans an die Kantone auf März 2015, Bild: SVP AG


Lohnerhöhung: Aargauer Lehrer sollen 1 Prozent mehr verdienen, Aargauer Zeitung, 23.10. von Hans Fahrländer


Die «Ära Stöckli» an der Verbandsspitze ist abgeschlossen (davon später mehr), die «Ära Abbassi» ist fulminant lanciert. Die rund 100 Delegierten des alv erlebten im Rittersaal auf Schloss Lenzburg zunächst einen rhetorischen Disput zwischen der neuen Präsidentin Elisabeth Abbassi und Bildungsdirektor Alex Hürzeler. Abbassi votierte angriffig, Hürzeler versöhnlich.
Die teuren Sparübungen
In ihrem präsidialen Rückblick sprach Elisabeth Abbassi von einem «Jahr der teuren Sparübungen». Die Leistungsanalyse, für sie das «Unwort des Jahres», fokussiere mit ihren Massnahmen im Bereich der Bildung zu stark auf kurzfristige Budgetgewinne und bedenke zu wenig die langfristigen Schäden und Verteuerungen im System. Besonders verwerflich seien die Sparübungen auf dem Buckel der Schwächsten und der Begabtesten. Abbassi lobte die «geballte Entschlossenheit», mit welcher sich alle Akteure im Bildungswesen, inklusive Eltern, im Widerstand gefunden hätten.
Regierungsrat Hürzeler, Kummer von dieser Seite gewohnt, parierte in seinem Grusswort den Angriff auf seine diplomatische Art: Die Sichtweisen auf die Finanzlage und die Notwendigkeit des Sparens seien naturgemäss völlig verschieden, trotzdem sei konstruktive Zusammenarbeit zwischen Departement und Lehrerschaft unabdingbar, Hürzeler lobte den alv sogar für «den Schwung und den Mut», den er in die Debatte gebracht habe. Er betonte, noch sei nichts in Stein gemeisselt, Änderungen beim Bildungssparen zeichneten sich ab (vgl. Kasten unten).
Regierung beantragt 1 Prozent
Der Bildungsdirektor brachte zwei Primeurs mit aufs Schloss. Zum einen: Die Regierung beantragt dem dafür zuständigen Grossen Rat, die Löhne der Lehrpersonen für 2015 um 1 Prozent zu erhöhen. Auch dies ist allerdings noch nicht in Stein gemeisselt, denn das tat sie auch für 2014 – doch das Parlament verordnete eine Nullrunde.
Der zweite Primeur: Alex Hürzeler wird in der Steuerungsgruppe, welche die Erarbeitung des Lehrplans 21 koordiniert, beantragen, die definitive Verabschiedung des Lehrplandokuments zuhanden der Kantone sei vom November 2014 auf den März 2015 zu verschieben. «Der Überarbeitungsprozess ist zwar gut gelaufen, aber das Dokument ist noch nicht ganz reif.»
Absage an die Lehrplan-Gegner
Das Thema Lehrplan 21 tauchte auch bei den bildungspolitischen Forderungen auf, welche die Delegierten einstimmig verabschiedeten:
«Lehrinhalte gehören nicht ins Gesetz», so die eine Forderung. Gerichtet ist die Kampfansage an die Gruppierung, welche im Aargau Unterschriften gegen den LP 21 sammelt. Kommt die Initiative durch, wird eine verbindliche Fächerliste ins Schulgesetz geschrieben. Der alv will dieses Ansinnen mit allen Mitteln bekämpfen.
Und die zweite Forderung: Der alv fordert vom Arbeitgeber Kanton «ein diskriminierungsfreies, verlässliches Lohnsystem». Insbesondere soll das System Vergütungen für spezielle Fachlaufbahnen enthalten, damit auch Lehrpersonen Karriere machen können.
Würdiger Abschied
Mit dem Ende des Schuljahres 2013/14 endete auch die dreizehnjährige Amtszeit von alv-Präsident Niklaus Stöckli. Mehrere Redner würdigten die grosse Arbeit, die er für die Lehrerschaft geleistet hat, darunter Beat W. Zemp, Präsident des Schweizer Dachverbandes LCH. «Stöckli hat nicht nur hervorragende Analysen geliefert, er hat sie auch derart gut vorgetragen, dass sie meistens durchkamen», lobte Zemp. Stöckli bleibt noch Mitglied der LCH-Geschäftsleitung.
Nachfolgerin Elisabeth Abbassi präsentierte eine eindrücklich lange Liste von bildungs- und standespolitischen Meilensteinen, welche die Ära Stöckli geprägt haben. «Ich sah mich nie als Märtyrer für den Lehrerstand, ich habe diese Arbeit einfach gerne gemacht», sagte Stöckli gerührt. Mit Akklamation wählten ihn die Delegierten zum Ehrenmitglied des Verbandes.


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