Entgegennahme der Unterschriften in Liestal, Bild: Stefan Leimer
Das Volk stimmt nochmals über Harmos ab, Basler Zeitung, 16.10. von Thomas Dähler
Das Komitee Starke Schule Baselland hat gestern in Liestal seine
beiden Bildungs-Initiativen mit über 3000 und über 2500 Unterschriften bei der
Landeskanzlei eingereicht. Mit den beiden nichtformulierten
Gesetzes-Initiativen verlangen zwei breit abgestützte Initiativkomitees den
Austritt des Kantons Baselland aus dem Harmos-Konkordat sowie neue
Voraussetzungen für die unbefristete Anstellung von Sekundarlehrkräften: ein
Fachstudium an einer Universität, kombiniert mit einer einjährigen
pädagogischen Ausbildung an einer Fachhochschule oder einem Lehrerseminar.
Geschäftsleiterin
Saskia Olsson führte gestern vor den Medien aus, beim Beitritt zum
Harmos-Konkordat vor vier Jahren habe man dem Volk vorgegaukelt, die Schulen
würden damit harmonisiert. «Heute wissen wir», sagte Olsson, «es geht beim
Harmos-Konkordat nicht mehr um eine Harmonisierung der Schulen, sondern
vielmehr darum, eine völlig neue Philosophie in den Schulen einzuführen.» Die
Harmonisierung sei als Vorwand benutzt worden, um den Lehrplan 21 mit seinen
Kompetenzenanforderungen und mit Lehrkräften, die nur noch eine
Coaching-Funktion hätten, einzuführen. Wenn man dies vor vier Jahren gewusst
hätte, wäre die damalige Abstimmung anders ausgefallen, hielt Olsson fest. Mit
der Initiative für einen Harmos-Austritt werde das Volk nochmals gefragt, ob es
wirklich für das Harmos-Konkordat sei.
Breite
Koalition
Bei
der Initiative «für fachlich kompetent ausgebildete Lehrpersonen» verwies die
Geschäftsführerin gestern nicht auf die exakte Forderung der Initiative, wonach
Lehrpersonen nur noch angestellt werden sollten, wenn sie an einer Universität
60 Kreditpunkte pro Fach erworben und an einer Fachhochschule ein Jahr
pädagogische Ausbildung absolviert hätten. Die Initiative sei «eine
Lenkungs-Initiative», erklärte Olsson. Das Ziel sei, die Fachausbildung von der
Fachhochschule in die Universität zu verlagern. An der Pädagogischen Hochschule
entspreche heute die Ausbildung nur noch «einem Bruchteil» der früheren
Ausbildung an der Universität. Das würden selbst Studierende, Dozierende an den
Pädagogischen Hochschulen, Fachexperten und Schulverantwortliche heute
kritisieren.
Olsson
überreichte zusammen mit Landrätin Elisabeth Augstburger (EVP) und Michael
Pedrazzi von der Bildungsgruppe der Grünen Baselland die Unterschriftenbogen
dem Stellvertretenden Landschreiber Nic Kaufmann. Rund die Hälfte der
Unterschriften hätten die Grünen an vielen Samstagen auf der Strasse gesammelt,
die übrigen Unterschriften seien dank CVP, EVP, BDP, SVP und FDP
zusammengekommen, führte Olsson aus. Rund die Hälfte der
Initiativkomitee-Mitglieder gehört einer Partei an. Die breite Abstützung sei
ein Anzeichen dafür, dass das Volksbegehren gute Chancen habe.
Bei
den Unterschriften fällt auf, dass die Initiative für einen Harmos-Austritt von
mehr Stimmberechtigten unterschrieben wurde als die
Lehrerausbildungs-Initiative. Weitaus am meisten Unterschriften gegen Harmos stammen
aus Allschwil (421), gefolgt von Birsfelden (255) und Reinach (252). In neun
Gemeinden gibt es keine bekennenden Harmos-Gegner.
Mit
dem nichtformulierten Begehren wird dem Landrat beantragt, eine Vorlage im
Sinne des Begehrens auszuarbeiten. So hält es die Baselbieter Verfassung fest.
Damit kommt es in jedem Fall zu einer neuen Harmos-Abstimmung. Wenn der Landrat
die Initiativen unterstützt und ein Gesetz «im Sinne des Begehrens» annimmt,
gibt es obligatorisch eine Volksabstimmung über das entsprechende Gesetz.
Andernfalls wird über die Initiative und eventuell über einen Gegenvorschlag
des Parlaments an der Urne entschieden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen