11. August 2014

Selbstorganisiertes Lernen schadet

Als Pädagogin im heilpädagogischen Bereich und Psychologin muss ich Hermann J. Forneck energisch widersprechen. Dieses Lernmodell ist entwicklungspsychologisch nicht haltbar, was sich in vielen Ländern zum Schaden der heranwachsenden Generation bereits gezeigt hat. Auch bei uns haben wir seit längerem deutliche Schäden durch das selbstorganisierte Lernen. Ich kenne diese aus meiner Arbeit und aus Gesprächen mit vielen Eltern. Das betrifft nicht nur Kinder aus bildungsfernen Schichten. Auch gut geförderte Kinder aus intakten Familien mit einem guten Bildungshintergrund verlieren die Freude an der Schule, den Mut und damit ihr Selbstvertrauen. Die Folge sind depressive Verstimmungen, Verhaltensschwierigkeiten und der Ruf nach schulpsychologischer Abklärung. Kürzlich konnte ich miterleben, wie sich solche Kinder - versetzt in einen lehrerzentrierten fragend-entwickelnden Unterricht - innerhalb eines halben Jahres wieder erholten, mit Freude zur Schule kamen und engagiert in der Klassengemeinschaft mit ihrem Lehrer lernten: Kinder sind eben soziale Wesen. Selbstorganisiertes Lernen gehört als Ergänzung zum lehrerzentrierten Unterricht in den Bereich Berufsausbildung.
Leserbrief, NZZ, 11.8. von Henriette Hanke


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