Als Pädagogin im heilpädagogischen Bereich und Psychologin muss
ich Hermann J. Forneck energisch widersprechen. Dieses Lernmodell ist
entwicklungspsychologisch nicht haltbar, was sich in vielen Ländern zum Schaden
der heranwachsenden Generation bereits gezeigt hat. Auch bei uns haben wir seit
längerem deutliche Schäden durch das selbstorganisierte Lernen. Ich kenne diese
aus meiner Arbeit und aus Gesprächen mit vielen Eltern. Das betrifft nicht nur
Kinder aus bildungsfernen Schichten. Auch gut geförderte Kinder aus intakten
Familien mit einem guten Bildungshintergrund verlieren die Freude an der
Schule, den Mut und damit ihr Selbstvertrauen. Die Folge sind depressive
Verstimmungen, Verhaltensschwierigkeiten und der Ruf nach schulpsychologischer
Abklärung. Kürzlich konnte ich miterleben, wie sich solche Kinder - versetzt in
einen lehrerzentrierten fragend-entwickelnden Unterricht - innerhalb eines
halben Jahres wieder erholten, mit Freude zur Schule kamen und engagiert in der
Klassengemeinschaft mit ihrem Lehrer lernten: Kinder sind eben soziale Wesen.
Selbstorganisiertes Lernen gehört als Ergänzung zum lehrerzentrierten
Unterricht in den Bereich Berufsausbildung.
Leserbrief, NZZ, 11.8. von Henriette Hanke
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