Liest man die Ausführungen von Hermann J. Forneck, so entsteht der
Eindruck, in den letzten Jahren seien alle entwicklungspsychologischen
Erkenntnisse pulverisiert worden. Kinder brauchen uns Erwachsene nicht als
Organisatoren ihres Lernprozesses und als Katalysatoren ihres Humankapitals,
sondern als emotional zuverlässige und lebenserfahrene Begleiter, die sie beim
Lernen in der Schule und ihrem Lebensalltag anleiten, sie fördern und fordern
und ihnen den notwendigen Rückhalt geben, sich Schritt für Schritt diejenigen Fähigkeiten
und Fertigkeiten anzueignen, die sie später als mündige und
verantwortungsbewusste Bürger und Bürgerinnen brauchen. Mittlerweile scheint es
aber eine Art Denkverbot zu geben, die sich vor allem im Bereich der
Bildungspolitik und der Erziehungswissenschaften gebildet hat, um bestimmte
Denkweisen ungehindert in Konzepte und Handlungsanweisungen giessen zu können.
Zum Beispiel, dass Konzepte, die vor zehn, zwanzig Jahren noch galten, schon
deshalb überwunden werden müssten, weil sie alt und somit rückständig seien.
Leserbrief, NZZ, 11.8. von Elisabeth Willi
Die von Forneck propagierten Konzepte widersprechen
entwicklungspsychologischen Grundsätzen, überfordern die Kinder und versäumen
es, ihre Entwicklung im Bereich der emotionalen und sozialen Psyche zu
unterstützen. Realität ist, dass bereits heute viele Kinder in den offenen
Unterrichtsformen verloren gehen und scheitern, sei es, weil sie «einsame
Spitze» sind oder weil sie sich im Dschungel der Lernangebote nicht
zurechtfinden.
Elisabeth Willi,
Gockhausen
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