Die Gesamtlektionszahl soll gleich bleiben, zusätzlich gibt es noch einen Sprachaufenthalt, Bild: Keystone
Nein zu Frühfranzösisch ist kein Nein zur Romandie, NZZ, 27.8.
Nachdem der
Kanton Thurgau beschlossen hat, den Französischunterricht aus der Primarschule
zu verbannen, hat auch die Nidwaldner Kantonsregierung einen Entscheid zu
diesem Thema gefällt. Sie empfiehlt eine Volksinitiative der SVP gegen das
Frühfranzösisch auf der Primarstufe zur Annahme. Die entsprechende
Volksabstimmung dürfte im nächsten März stattfinden. Die Antwort des
Regierungsrates beschränkt sich aber nicht auf ein Nein zum Frühfranzösisch.
Zusammen mit dem Entscheid wird ein eigentliches neues Französischkonzept
präsentiert. «Das Nein zum Frühfranzösisch ist kein Nein zur Romandie», sagt
der Nidwaldner Bildungsdirektor Res Schmid. Verschiedene begleitende Massnahmen
würden dafür sorgen, dass unter dem Strich die Französischkenntnisse nach Ende
der Schulzeit eher besser würden, betont Schmid.
Mehr Schulstunden auf der Oberstufe
Die genau gleiche Zahl von Französischlektionen, die in der 5. und 6.
Primarklasse entfallen, würden zusätzlich auf der Sekundarstufe I geführt,
erklärt Schmid. Im siebten Schuljahr würden demnach neu 5 und im achten und
neunten Schuljahr neu vier Lektionen pro Woche stattfinden. Im Gegenzug würden
gewisse Wahlpflichtfächer reduziert. Zudem will der Kanton eine neue Regelung
durchsetzen, wonach im achten und neunten Schuljahr ein zwei- bis vierwöchiger
Aufenthalt in der Romandie zur Pflicht wird. Dies sei ein Novum in der Schweiz,
so die Nidwaldner Regierung.
Breit abgestützt
Das Vorgehen im Fremdsprachenunterricht ist in Nidwalden schon seit
langem ein Thema. So hat die Kantonsregierung als Antwort auf einen
parlamentarischen Vorstoss nun einen Bericht zur allgemeinen Situation des
Sprachunterrichts publiziert. Demnach sei die Bedeutung des Alters beim
Fremdsprachenunterricht auf der Schulstufe schwer einzuordnen, auch wenn die
Auswertung des bisherigen Vorgehens grundsätzlich zu positiven Resultaten
geführt habe. Umfragen hätten andererseits gezeigt, dass die Lehrer das
Frühfranzösisch eher kritisch beurteilten, ebenso die Eltern. Die befragten
Lehrbetriebe hätten sich explizit bessere Kompetenzen in Deutsch (also in der
Muttersprache) und im Englischen gewünscht, so die Medienmitteilung der
Nidwaldner Kantonsregierung.
Landesweite Debatte
In verschiedenen Kantonen gibt es mittlerweile Vorstösse gegen das
Frühfranzösisch. Im Thurgau wurde vor einigen Wochen eine Motion angenommen,
die den Regierungsrat beauftragt, den Französischunterricht von der Primar- in
die Sekundarschule zu verschieben. Im Kanton Schaffhausen verlangt ein vom
Kantonsrat angenommenes Postulat, dass auf der Primarstufe nur noch eine
Fremdsprache unterrichtet wird. Im Kanton St. Gallen fragte ein SVP-Vorstoss im
Februar nach dem Sinn des Französischunterrichts auf der Primarstufe. Dort hält
aber die Regierung noch am jetzigen Vorgehen fest. Ähnlich entschied die
Solothurner Regierung.
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