27. August 2014

Nidwalder Regierung gegen Primarfranzösisch

Im Kanton Nidwalden soll das Frühfranzösisch abgeschafft werden - so will es die Regierung. Der Französischunterricht wird aber beträchtlich aufgewertet. Das Nein zum Frühfranzösisch ist kein Nein zur Romandie.



Die Gesamtlektionszahl soll gleich bleiben, zusätzlich gibt es noch einen Sprachaufenthalt, Bild: Keystone

Nein zu Frühfranzösisch ist kein Nein zur Romandie, NZZ, 27.8.



Nachdem der Kanton Thurgau beschlossen hat, den Französischunterricht aus der Primarschule zu verbannen, hat auch die Nidwaldner Kantonsregierung einen Entscheid zu diesem Thema gefällt. Sie empfiehlt eine Volksinitiative der SVP gegen das Frühfranzösisch auf der Primarstufe zur Annahme. Die entsprechende Volksabstimmung dürfte im nächsten März stattfinden. Die Antwort des Regierungsrates beschränkt sich aber nicht auf ein Nein zum Frühfranzösisch. Zusammen mit dem Entscheid wird ein eigentliches neues Französischkonzept präsentiert. «Das Nein zum Frühfranzösisch ist kein Nein zur Romandie», sagt der Nidwaldner Bildungsdirektor Res Schmid. Verschiedene begleitende Massnahmen würden dafür sorgen, dass unter dem Strich die Französischkenntnisse nach Ende der Schulzeit eher besser würden, betont Schmid.
Mehr Schulstunden auf der Oberstufe
Die genau gleiche Zahl von Französischlektionen, die in der 5. und 6. Primarklasse entfallen, würden zusätzlich auf der Sekundarstufe I geführt, erklärt Schmid. Im siebten Schuljahr würden demnach neu 5 und im achten und neunten Schuljahr neu vier Lektionen pro Woche stattfinden. Im Gegenzug würden gewisse Wahlpflichtfächer reduziert. Zudem will der Kanton eine neue Regelung durchsetzen, wonach im achten und neunten Schuljahr ein zwei- bis vierwöchiger Aufenthalt in der Romandie zur Pflicht wird. Dies sei ein Novum in der Schweiz, so die Nidwaldner Regierung.
Breit abgestützt
Das Vorgehen im Fremdsprachenunterricht ist in Nidwalden schon seit langem ein Thema. So hat die Kantonsregierung als Antwort auf einen parlamentarischen Vorstoss nun einen Bericht zur allgemeinen Situation des Sprachunterrichts publiziert. Demnach sei die Bedeutung des Alters beim Fremdsprachenunterricht auf der Schulstufe schwer einzuordnen, auch wenn die Auswertung des bisherigen Vorgehens grundsätzlich zu positiven Resultaten geführt habe. Umfragen hätten andererseits gezeigt, dass die Lehrer das Frühfranzösisch eher kritisch beurteilten, ebenso die Eltern. Die befragten Lehrbetriebe hätten sich explizit bessere Kompetenzen in Deutsch (also in der Muttersprache) und im Englischen gewünscht, so die Medienmitteilung der Nidwaldner Kantonsregierung.
Landesweite Debatte
In verschiedenen Kantonen gibt es mittlerweile Vorstösse gegen das Frühfranzösisch. Im Thurgau wurde vor einigen Wochen eine Motion angenommen, die den Regierungsrat beauftragt, den Französischunterricht von der Primar- in die Sekundarschule zu verschieben. Im Kanton Schaffhausen verlangt ein vom Kantonsrat angenommenes Postulat, dass auf der Primarstufe nur noch eine Fremdsprache unterrichtet wird. Im Kanton St. Gallen fragte ein SVP-Vorstoss im Februar nach dem Sinn des Französischunterrichts auf der Primarstufe. Dort hält aber die Regierung noch am jetzigen Vorgehen fest. Ähnlich entschied die Solothurner Regierung.

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