Rabelais wird das Zitat zugeschrieben, ein guter Lehrer solle
nicht Fässer abfüllen, sondern Lichter anzünden. Im Beitrag von Hermann J.Forneck (NZZ 31. 7. 14) entdecke ich eine dritte Möglichkeit: Wenn ich ihn
richtig verstehe, schlägt er vor, den Schülern Gebrauchsanweisungen
(«apersonale Medien») auszuhändigen, wo drinsteht, wie man Fässer füllt oder
Kerzen anzündet. Mit solcherlei neuen Kompetenzen ausgestattet begeben sich die
Schüler dann selbstorganisiert auf den Pausenplatz und gehen daran, Fässer zu
füllen und Kerzen anzuzünden. Und falls ein Schüler in das Fass fällt oder sich
versehentlich selber anzündet, steht der Lehrer ja schon als Coach bereit.
Leserbrief, NZZ, 11.8. von Willi Bühler
Ich übertreibe, aber nur ein bisschen. Am schlimmsten an Fornecks
Text finde ich das technokratische Sprachgeklapper: Da ist von
Lernarchitekturen die Rede, von pädagogischer Diagnostik, von
Förderungsoptionen. Geht es um die Ausbildung von Auto-Mechatronikern oder um
die Ausbildung von Lehrpersonen?
Wenn es einen Bereich des Lebens gibt, wo es keine «auf ihre
Wirkungen geprüften Konzepte» gibt, dann bei Jugendlichen, und das ist gut so!
Meiner Meinung nach ist das antike Sprichwort, dass nicht das Medikament heilt,
sondern der Arzt, auch auf den Lehrerberuf anwendbar. Engagierte Lehrpersonen
(nicht Coachs!), die von ihrem Fach begeistert sind und diese Begeisterung auch
bei ihren Schülern wecken können, ersetzt kein auch noch so elaboriertes an
einer pädagogischen Hochschule ausgebrütetes Didaktik-Konzept!
Willi Bühler, Luzern
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