27. August 2014

Erste Regierung sagt "Non, merci"

Die Nidwaldner Regierung spricht sich als erste Exekutive gegen das Frühfranzösisch aus. Der Unterricht in der zweiten Landessprache soll jedoch an der Sekundarschule ausgebaut werden.




Die Regierung stützt sich auf Umfragen unter Lehrkräften, Eltern und Lehrbetrieben, Bild: Keystone

Erste Regierung sagt "Non merci", Tages Anzeiger, 27.8. von Anja Burri


Der Entscheid des Thurgauer Parlaments, den Französischunterricht aus der Primarschule zu streichen, sorgt in der ganzen Schweiz für Debatten. Nun hat sich gestern zum ersten Mal eine Kantonsregierung gegen das Frühfranzösisch ausgesprochen: Der Nidwaldner Regierungsrat empfiehlt die dort hängige Fremdspracheninitiative der SVP zur Annahme. Er stellt sich damit gegen den Fremdsprachenkompromiss der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren. Publiziert werden soll der Entscheid voraussichtlich heute – auf Deutsch und Französisch. Ebenfalls geplant ist die Veröffentlichung eines Berichts, der die Situation rund um den Französischunterricht an der Primarschule analysiert.
Das im April eingereichte SVP-Volksbegehren verlangt eine Teilrevision des Nidwaldner Volksschulgesetzes. Demnach soll auf der Primarstufe nur noch eine Fremdsprache statt wie heute Französisch und Englisch unterrichtet werden. Die Nidwaldner Regierung will dem Englischunterricht den Vorzug geben. Sie stützt sich dabei auf Umfragen unter den Lehrkräften, Eltern und Lehrbetrieben. Die Lehrbetriebe beispielsweise stuften die Sprachkenntnisse in Englisch als wichtiger ein als die Französischkompetenzen. Und die Eltern und Lehrkräfte zeigten sich gegenüber dem Französisch­unterricht in der Primarschule kritisch eingestellt. Die Urheber der Fremdspracheninitiative machen vier Hauptargumente, die gegen das Frühfranzösisch sprächen, geltend: Die Kinder seien häufig über- und die Lehrer zu stark gefordert, Deutsch als Erstsprache dürfe nicht vernachlässigt werden, und schliesslich dürfe die Primarschule nicht auf Kosten der Naturwissenschaften einseitig auf Sprachen ausgerichtet sein. Diesen Punkten schliesst sich die Nidwaldner Regierung, die aus je zwei SVP- und CVP- sowie drei FDP-Vertretern besteht, an.
Stärken statt Schwächen
Allerdings will sie nach eigenen Angaben das Französisch nicht schwächen, sondern den Unterricht neu ausrichten: Die Regierung schlägt vor, in der Orientierungsschule (Sekundarstufe) die Französischlektionen aufzustocken. Zudem möchte sie alle Schüler zu einem Sprachaufenthalt in der Westschweiz verpflichten. Am Ende der obligatorischen Schulzeit könnten die Nidwaldner deshalb das gleiche oder sogar ein höheres Französisch-Niveau erreichen als die Schüler in anderen Kantonen, ist die Nidwaldner Regierung überzeugt. Sie hofft, dass man ihren Entscheid auch in der Westschweiz so interpretieren wird.


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