28. August 2014

Widerstand gegen Frühfranzösisch nimmt zu

Im Kanton Nidwalden will die Regierung den Französischunterricht in der Primarschule abschaffen und stattdessen auf der Oberstufe mehr Lektionen anbieten. In anderen Kantonen bestehen ähnliche Vorstösse.
Widerstand gegen Frühfranzösisch nimmt zu, NZZ, 28.8. von Davide Scruzzi

Bundesrat Alain Berset hatte vor einigen Monaten erklärt, dass jeder Schweizer Schüler in der Primarschule eine zweite Landessprache lernen müsse. Doch immer mehr Kantone folgen diesem Imperativ nicht. Auch die Nidwaldner Kantonsregierung hat einen Entscheid zum Thema Frühfranzösisch gefällt. Sie empfiehlt eine Volksinitiative der SVP gegen das Frühfranzösisch auf der Primarstufe zur Annahme, so eine Medienmitteilung vom Mittwoch. Die entsprechende Volksabstimmung dürfte im nächsten März stattfinden. Die Antwort des Regierungsrates beschränkt sich aber nicht auf ein Nein zum Frühfranzösisch. Zusammen mit dem Entscheid wird ein eigentliches neues Französisch-Konzept präsentiert.
«Das Nein zum Frühfranzösisch ist kein Nein zur Romandie», sagt der Nidwaldner Bildungsdirektor Res Schmid. Verschiedene begleitende Massnahmen würden dafür sorgen, dass unter dem Strich die Französischkenntnisse nach Ende der Schulzeit eher besser würden, betont Schmid. Die genau gleiche Zahl von Französisch-Lektionen, die in der 5. und 6. Primarklasse entfielen, würden zusätzlich auf der Oberstufe geführt, erklärt Schmid. Im siebten Schuljahr wären demnach neu fünf und im achten und neunten Schuljahr neu vier Lektionen pro Woche vorgesehen. Im Gegenzug will die Regierung gewisse Wahlpflichtfächer reduzieren. Zudem ist geplant, im achten und neunten Schuljahr einen zwei- bis vierwöchigen Aufenthalt in der Romandie zur Pflicht zu machen. Dies sei ein Novum in der Schweiz, so die Nidwaldner Regierung.
Das Vorgehen im Fremdsprachenunterricht ist in Nidwalden schon lange ein Thema. So hat die Kantonsregierung als Antwort auf einen parlamentarischen Vorstoss nun einen Bericht zur Situation des Sprachunterrichts publiziert. Laut diesem ist die Bedeutung des Einstiegsalters für den Lernerfolg schwierig einzuschätzen, auch wenn die Auswertung des bisherigen Vorgehens grundsätzlich positive Resultate offenbart habe. Umfragen hätten gezeigt, dass die Lehrer das Frühfranzösisch eher kritisch beurteilten, ebenso die Eltern. Die befragten Lehrbetriebe hätten sich explizit bessere Kompetenzen in Deutsch und Englisch gewünscht, so die Nidwaldner Kantonsregierung.
In mehreren Kantonen gibt es mittlerweile Vorstösse gegen das Frühfranzösisch. Im Thurgau wurde vor einigen Wochen eine Motion angenommen, die den Regierungsrat beauftragt, den Französischunterricht von der Primar- in die Sekundarschule zu verlagern.
Im Kanton Schaffhausen verlangt ein vom Kantonsparlament angenommenes Postulat, dass auf der Primarstufe nur noch eine Fremdsprache unterrichtet wird. Und im Kanton St. Gallen wird in einem SVP-Vorstoss nach dem Sinn von Frühfranzösisch gefragt. Dort hält aber die Regierung am bisherigen Vorgehen fest. Ähnlich entschied die Solothurner Regierung.

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