Im Kanton
Nidwalden will die Regierung den Französischunterricht in der Primarschule
abschaffen und stattdessen auf der Oberstufe mehr Lektionen anbieten. In
anderen Kantonen bestehen ähnliche Vorstösse.
Widerstand gegen Frühfranzösisch nimmt zu, NZZ, 28.8. von Davide Scruzzi
Bundesrat Alain Berset hatte vor
einigen Monaten erklärt, dass jeder Schweizer Schüler in der Primarschule eine
zweite Landessprache lernen müsse. Doch immer mehr Kantone folgen diesem
Imperativ nicht. Auch die Nidwaldner Kantonsregierung hat einen Entscheid zum
Thema Frühfranzösisch gefällt. Sie empfiehlt eine Volksinitiative der SVP gegen
das Frühfranzösisch auf der Primarstufe zur Annahme, so eine Medienmitteilung
vom Mittwoch. Die entsprechende Volksabstimmung dürfte im nächsten März
stattfinden. Die Antwort des Regierungsrates beschränkt sich aber nicht auf ein
Nein zum Frühfranzösisch. Zusammen mit dem Entscheid wird ein eigentliches
neues Französisch-Konzept präsentiert.
«Das Nein zum Frühfranzösisch ist
kein Nein zur Romandie», sagt der Nidwaldner Bildungsdirektor Res Schmid.
Verschiedene begleitende Massnahmen würden dafür sorgen, dass unter dem Strich
die Französischkenntnisse nach Ende der Schulzeit eher besser würden, betont
Schmid. Die genau gleiche Zahl von Französisch-Lektionen, die in der 5. und 6.
Primarklasse entfielen, würden zusätzlich auf der Oberstufe geführt, erklärt
Schmid. Im siebten Schuljahr wären demnach neu fünf und im achten und neunten
Schuljahr neu vier Lektionen pro Woche vorgesehen. Im Gegenzug will die
Regierung gewisse Wahlpflichtfächer reduzieren. Zudem ist geplant, im achten
und neunten Schuljahr einen zwei- bis vierwöchigen Aufenthalt in der Romandie
zur Pflicht zu machen. Dies sei ein Novum in der Schweiz, so die Nidwaldner
Regierung.
Das Vorgehen im Fremdsprachenunterricht
ist in Nidwalden schon lange ein Thema. So hat die Kantonsregierung als Antwort
auf einen parlamentarischen Vorstoss nun einen Bericht zur Situation des
Sprachunterrichts publiziert. Laut diesem ist die Bedeutung des Einstiegsalters
für den Lernerfolg schwierig einzuschätzen, auch wenn die Auswertung des
bisherigen Vorgehens grundsätzlich positive Resultate offenbart habe. Umfragen
hätten gezeigt, dass die Lehrer das Frühfranzösisch eher kritisch beurteilten,
ebenso die Eltern. Die befragten Lehrbetriebe hätten sich explizit bessere
Kompetenzen in Deutsch und Englisch gewünscht, so die Nidwaldner
Kantonsregierung.
In mehreren Kantonen gibt es
mittlerweile Vorstösse gegen das Frühfranzösisch. Im Thurgau wurde vor einigen
Wochen eine Motion angenommen, die den Regierungsrat beauftragt, den
Französischunterricht von der Primar- in die Sekundarschule zu verlagern.
Im Kanton Schaffhausen verlangt ein vom
Kantonsparlament angenommenes Postulat, dass auf der Primarstufe nur noch eine
Fremdsprache unterrichtet wird. Und im Kanton St. Gallen wird in einem
SVP-Vorstoss nach dem Sinn von Frühfranzösisch gefragt. Dort hält aber die
Regierung am bisherigen Vorgehen fest. Ähnlich entschied die Solothurner
Regierung.
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