12. August 2014

Als Pfadileiter schon Lehrer

Die Schulen kämpfen gegen den Lehrermangel. Im Aargau ist er laut dem kantonalen Lehrerverband sogar so weit fortgeschritten, dass ein Pfadileiter-Kurs als pädagogische Qualifikation reichen muss.





Der Begriff 'Lehrer' ist sehr flexibel anwendbar, Bild: Keystone


Als Pfadileiter ist man jetzt schon Lehrer, Blick, 11.8.



Nach fünf Wochen Sommerferien beginnt heute in einigen Kantonen der Schweiz wieder die Schule – vor allem für die Erstklässler ein grosser Tag. Gehts nach dem Aargauer Lehrerverband, ist aber nicht nur für die Kleinen alles neu, sondern auch für ihre Lehrer. Viele von ihnen seien nämlich gar keine richtigen Lehrpersonen.
Gesucht würden viele Lehrer – viel mehr, als gefunden werden. Deshalb werde man bei der Auswahl «weniger wählerisch», sagt die Präsidentin des Lehrerverbands, Elisabeth Abbassi (58), imSRF-Regionaljournal. Unterrichten dürfe auch, wer keine pädagogische Ausbildung habe.
J+S-Leiter als Heilpädagogen
Der Kanton gebe lediglich vor, dass vor jeder Klasse eine Lehrperson stehen müsse. Aber: «Der Begriff ‹Lehrperson› ist sehr flexibel einsetzbar», sagt Abbassi. So könne zum Beispiel ein Chemiker Chemie-Unterricht geben, auch wenn er keine entsprechende Lehrerausbildung habe.
Bei den Heilpädagogen ist die Lage noch ernster: Abbassi spricht von Fällen, in denen Personen eingestellt wurden, deren «oberste Qualifikation ein Jugend+Sport-Diplom oder eine Pfadileiter-Ausbildung» war.
Ist sich der Kanton der Situation bewusst?
«Auch dieses Jahr waren für die Rekrutierung von Lehrpersonen, insbesondere für den Kindergarten und die Primarschule, besondere Anstrengungen der Schulen vor Ort erforderlich», schreibt das Bildungsdepartement heute in einer Mitteilung.
Abbassi ist sich aber sicher: Der Lehrermangel im Kanton wird zu wenig ernst genommen.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen