18. Juli 2014

Ökonomen denken zu kurz

Das Interviewmit Prof. Jochen Krautz über den Unterschied zwischen Kompetenz und Bildung ist sehr erhellend, um nicht zu sagen aufklärend.
Ist es tatsächlich schon so, dass die allgemeine Volksbildung, eine der grossen Errungenschaften der Aufklärung, unter den Rasenmäher von mess- und zählbaren Resultaten gerät, gleichgültig gegen qualitative Inhalte, weil die nicht mess- und zählbar sind? Sind es wirklich Ökonomen, die sich so etwas ausdenken? Dann denken sie selbst unter ökonomischen Kriterien zu kurz. Denn mit solch oberflächlicher, inhaltsarmer Kompetenzorientierung kann man vielleicht gute Untertanen heranbilden, die «kompetent» darin sind, vorgegebene Aufgaben zu erfüllen. Aber wer gibt die Aufgaben?
Leserbrief von Christian Fischer, NZZ, 18.7.

Ich sehe in diesem Zusammenhang weitreichende Konsequenzen. Das Ziel, kritikfähige Menschen zu bilden, ist in der Kompetenzorientierung nicht mehr erkennbar; dabei meint kritikfähig nicht: kritisierend, sondern urteils- und entscheidungsfähig, qualitativ wertend, mündige Bürger eben. Mit diesem Verlust geht logisch Demokratie substanziell verloren, und Oligarchen haben leichteres Spiel.

Das Schaffen materiellen Wohlstandes ist gefährdet, denn das ist auf gebildete, mündige Bürger und lebendige Demokratie angewiesen, die Geschichte vor allem der Schweiz beweist es. Und wo mündige Bürger fehlen und der Wohlstand bröckelt, ist schliesslich sogar der Frieden gefährdet. Wehret den Anfängen!

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