22. Juli 2014

Illusion des optimalen Lernens

In der Presse häufen sich die Meldungen über Schulgemeinden, die entweder altersdurchmischteKlassen oder selbstorganisiertes Lernen oder aber gar beides miteinander imUnterricht einführen. Dies löste bereits in Uetikon, Zumikon und Niederhasli berechtigte Proteste seitens der Lehrerschaft und der Eltern aus (NZZ 16. 7. 14). Woran liegt es denn, dass ständig neue Unterrichtsmethoden ausprobiert werden und entsprechend traditionelle Formen der Vermittlung für überholt gehalten werden?
Leserbrief, NZZ, 22.7. von Peter Schmid

Es gibt dafür eine ganz kurze Erklärung: die Systemgläubigkeit. Darunter verstehe ich den Glauben, es gebe ein noch zu findendes Unterrichtssystem, mit welchem sich das Lernen für alle Schüler optimal organisieren lasse, selbst in Abwesenheit von Lehrpersonen und Lehrmitteln. Dozenten von pädagogischen Hochschulen, welche verpflichtet sind zu forschen, um den Hochschulstatus zu behalten, suchen unablässig nach diesem Ei des Kolumbus, hängen einer Illusion nach, und das Amt für Volksschule und letztlich die Erziehungsdirektion in deren Schlepptau, geben solchen Experimenten noch den Segen.

Voraussetzung für den Unterrichtserfolg auf der Volksschule ist jedoch seit je die Lehrperson, die dem Schüler begeistert im Lehrgegenstand begegnet und ihn damit zum Lernen ermutigt. Friedrich Dürrenmatt hat einmal gesagt: «Wenn man einen grossen Skandal vertuschen will, inszeniert man am besten einen kleinen.» Frau Aeppli hat jetzt vorschnell ihren kleinen Skandal am Medizinhistorischen Institut inszeniert, und sie kann damit vom viel grösseren Skandal einer total verworrenen Situation an den Volksschulen ablenken. Wenn man den kleineren noch hinnehmen könnte, so ist die ungleich grössere Verwirrung, die zurzeit an der Volksschule angerichtet wird, viel eher berechtigt für eine Rücktrittsforderung.

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