Heute ist der letzte Baselbieter Primarschultag ohne
Frühenglisch. Nach den Sommerferien beginnt das Zeitalter der Mehrsprachigkeitsdidaktik.
Das bedeutet, dass man den Kindern, die in der dritten und vierten Primar kaum
ein Wort Französisch gelernt haben, in der fünften Klasse auch noch Englisch um
die Ohren schlägt. Diesem Konzept liegt die Mär von den Kinderlein zugrunde,
die jede Sprache im Schlaf erlernen – eine fatale bildungsdidaktische
Fehlüberlegung. Zwar stimmt es schon, dass Kinder einfach Sprachen lernen.
Allerdings nur, wenn sie permanent mit der Zielsprache konfrontiert sind und
die sogenannte Immersion einsetzt. Bei zwei Wochenstunden Frühfremdsprache
passiert hingegen gar nichts, ausser einer punktuellen Stimulation mit äusserst
bescheidenem Lernerfolg.
Bonschur und Helou, Basler Zeitung, 4.7. von Balz Stückelberger (Baselbieter Landrat FDP)
Frühfremdsprachen sind deshalb eine auf schiefen pädagogischen
Erkenntnissen beruhende Fehlinvestition. Heute gilt es als erwiesen, dass es
für den Lernerfolg am Ende der Schulzeit vollkommen unerheblich ist, wann mit
dem Sprachunterricht eingesetzt wurde. Ein späterer Beginn mit einer höheren
Wochenstundenzahl wäre sogar deutlich effizienter. In Baselland kommt
erschwerend hinzu, dass mit «Mille Feuilles» ein Lehrmittel zum Einsatz kommt,
das diesen Namen schlicht nicht verdient. Es ist so neu und revolutionär, dass
den Eltern eine 16-seitige Broschüre verabreicht werden muss, um sie auf den
ersten Schock vorzubereiten. Kernbotschaft: Ihr Kind wird nichts lernen, denn
lernen war gestern. Heute wird nur noch immersiv gebadet. Und falls Ihr Kind
wider Erwarten dennoch einmal ein Wort aufschnappen sollte: Bitte nicht
korrigieren! Denn Fehler gelten heute als positiver Ausdruck von Mut und
Selbstkompetenz. Ein Grundsatz übrigens, den die Bildungstheoretiker vor allem
für sich selber zu reklamieren scheinen.
Nun
warten wir gespannt, bis aus der Ecke der Lehrmittel-Experimente auch das Ende
des Einmaleins-Paukens ausgerufen wird. Denn das präzise Rechnen ist sicher
auch eine Gefahr für die kindliche Entwicklung. Immer nur Resultate zu liefern,
hemmt doch die Kreativität. Lassen wir die Kinder stattdessen die Zahlen
positiv erleben, indem sie mit ihnen tanzen und jonglieren, ohne sie zu
verstehen. Schliesslich werden unsere Kantonsfinanzen seit Jahren nach diesem
Konzept verwaltet.
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