25. Mai 2014

Mehr Reglementierung für Homeschooling gefordert

Die Aargauer CVP-Kantonsrätin Marianne Binder fordert mehr Kontrollen für das Homeschooling in ihrem Kanton. Sie findet es störend, dass es im Aargau nur eine Meldepflicht, aber keine Bewilligungspflicht für die private Schulung zu Hause gibt. In einem Interview äussert Binder ihre Bedenken.
Homeschooling: Unterricht bei Mama in der Küche, Aargauer Zeitung, 25.5. von Elia Diehl


Frau Binder, was haben Sie gegen Heimunterricht?
Marianne Binder: In Regel- und Privatschulen gibt es ein ausgebautes Qualitätsmanagement: Unterrichtsbesuche, Mitarbeitergespräche, gegenseitiges Hospitieren, externe Kontrollen. Der Heimunterricht ist im Graubereich. Zwar werden Leistungen der Kinder überprüft - allerdings nur einmal pro Jahr! Die Unterrichtsführung selbst steht ausser Kontrolle. Störend ist, dass im Aargau nur eine Meldepflicht und keine Bewilligungspflicht für die private Schulung besteht und dass es keine Lehrbewilligung braucht wie in den meisten Kantonen. Das werde ich fordern, wenn eine Erklärung ausbleibt.
Weshalb braucht es das?
Wieso sonst bilden wir Lehrer aus, wenn jeder unterrichten kann? Eine Lehrbewilligung ist ein Beweis für Schulungsfähigkeiten.
Der Kanton gibt die Lernziele im Lehrplan vor und kontrolliert diese auch.
Nicht den Unterrichtsbetrieb, Methoden und Lehrmittel. Man kann auch mit der Bibel oder mit Comics lesen lernen.
Die Schweiz kennt keine Schulpflicht, bloss das Recht auf Bildung: Ergo, Hauptsache die Kinder lernen ...
Die Bundesverfassung sagt, der Grundschulunterricht müsse ausreichend und obligatorisch sein. Das Aargauer Schulgesetz nennt explizit eine Schulpflicht, die auch in Privatschulen oder einer privaten Schulung erfüllt werden kann, doch es ist Aufgabe des Staates, ausreichenden Unterricht zu gewährleisten. Auch beim Heimunterricht.
Die Schule ist aber auch eine staatliche Institution, die Angestellte mit Steuergeldern bezahlt, um fremde Kinder in grossen Klassen auszubilden ...
Trotzdem muss die Kontrolle für alle gleich sein. Jedes Kind hat das Recht, adäquat an Bildung herangeführt zu werden. Der Staat muss das wie auch die Sozialisation und Integration der Kinder in die Gesellschaft sicherstellen.
Sie befürchten, heimunterrichtete Kinder würden nicht sozialisiert?
Das ist eine These. Heimunterricht trägt nicht unbedingt zur Integration bei. Die Volksschule hat die wichtige Funktion, Kinder für das Leben in dieser Gesellschaft vorzubereiten, ein Faktor gegen die zunehmende Individualisierung.
Sie sagen, viele Eltern hätten religiöse Gründe für Heimunterricht. Worauf stützen Sie diese Aussage?
In Amerika ist es evident, auch in der Schweiz gehören die religiösen Gründe dazu, und ich habe es von Inspektoren und Lehrern gehört. Mich interessieren jedoch alle Gründe. Ist es Kritik und Misstrauen gegenüber der Schule oder anderen Religionen?
Was stört Sie an religiösen Gründen? Was ist mit der Glaubensfreiheit?
Weshalb schickt man aus religiösen Gründen die Kinder nicht in die Schule? Können das auch Sekten sein?
Ein SVP-naher Homeschooling-Vater wirft Ihnen Populismus vor.

Ausgerechnet. Ich stelle Fragen im Interesse der Kinder - offensichtlich unbequeme. Ein Zeichen der Nervosität, wenn ihm keine bessere Antwort einfällt.

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