30. April 2014

Zu viel des Lobs

In einem Leserbrief reagiert Alain Pichard, Mitinitiant der Aktion '550 gegen 550', auf das Interview mit Christian Amsler
In seinem BT-Interview dichtet Herr Amsler meiner Person etwas viel Allmacht zu. Wenn er das Gefühl hat, dass ich alleine wegen meiner "pointierten Aussagen" 1000 Lehrkräfte um mich scharen könnte, überschätzt der oberste Lehrplanverantwortliche die Bedeutung meiner Person immens. Als ob sich Professoren wie Walter Herzog oder Roland Reichenbach, beides prononcierte Kritiker des Lehrplans, oder Dutzende von Schulleiter/innen im Kanton Bern von meinen Aussagen hätten zu einer Unterschrift überreden lassen. Gleichzeitig verkennt der gute Mann die Bedeutung des Widerstands 550 gegen 550. Sie entstand zwar im Raume Biel, aber gleichzeitig auch im Emmental und es handelte sich nicht um eine Petition, sondern um eine Eingabe. 16 Lehrkräfte formulierten zusammen eine sachliche Kritik an diesem Regelmonsterwerk und suchten 550 Lehrkräfte, welche unsere Argumente teilten. Diese 550 Lehrkräfte orientierten sich an 550 Seiten des Lehrplanmonsters und waren bereits nach zwei Wochen zusammen.

Quelle: Bieler Tagblatt, 30.4. von Alain Pichard


Die Initianten haben bewusst (noch) keinen politischen Vorstoss lanciert, sondern ihren Beitrag im Rahmen des Vernehmlassungsverfahrens eingebracht. Hochstilisiert wurde der Lehrplan übrigens nicht von unserer Seite, wie Herr Amsler es uns unterschiebt, sondern von ihm selber. In seiner Präsentation im Juni 2013 überschlug er sich vor Euphorie und sprach von einem Meilenstein und einem Jahrhundertwerk. Seine Kollegen und Kolleginnen lobten den Lehrplan als Revolution und historische Weichenstellung. Erst mit der kritischen Aufnahme änderte sich das Vokabular. Heute soll der Lehrplan eigentlich gar keine Änderung mehr bewirken, er soll nur noch eine Orientierungshilfe oder ein Nachschlagewerk sein.
Im Übrigen entspricht die von Herrn Amsler gepredigte Transparenz nicht der Vorgehensweise der Lehrplanverantwortlichen. In Wirklichkeit wurde dieser Lehrplan unter absoluter Geheimhaltung ausgeheckt, die Mitarbeitenden mussten sogar eine Geheimhaltungsklausel unterschreiben. Herr Amsler wäre gut beraten, mit uns das Gespräch zu suchen und unsere politische Handlungsfähigkeit nicht zu unterschätzen.

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