5. April 2014

Wüthrich gesprächsbereit

Noch im Januar mahnte der Baselbieter Bildungsdirektor Urs Wüthrich (SP) die Schulleitungen, den Lehrplan 21 auf Beginn des Schuljahres 2015 einzuführen. Nun zeigt sich Wüthrich gesprächsbereit. Über den Einführungstermin des Lehrplans 21 könne diskutiert werden.



Wüthrich: "Einführungszeitung ist für mich kein Dogma". Bild: Martin Töngi


Bildungsdirektor Wüthrich zeigt sich bei Lehrplan 21 verhandlungsbereit, Basellandschaftliche Zeitung, 4.4. von Leif Simonsen und Michael Nittnaus


Noch im Januar mahnte Urs Wüthrich die Schulleitungen schriftlich, die Vorbereitungen auf die Einführung des umstrittenen Lehrplans 21 voranzutreiben – wohlgemerkt ungeachtet seiner eigenen Kritik am Monumentalwerk. Obwohl die Baselbieter Regierung den Lehrplan abgelehnt hatte, sollten die Baselbieter Schulen die Vorbereitungen «unverzüglich und ohne zeitlichen Verzug» weiterführen, wie es im Brief hiess. Auf Beginn des Schuljahrs 2015 solle man bereit sein.
Die Lehrerinnen und Lehrer waren verdutzt, teilweise empört. Sie sollten sich also auf ein Werk vorbereiten, das in dieser Form gar nicht eingeführt werden soll. Ohnehin stehen die Lehrer unter Druck. Der Lehrplan sieht die Einführung sogenannter Kombinationsfächer vor, wo traditionell separat unterrichtete Fächer zusammengeführt werden sollen (siehe Box).
Erstmals scheint Wüthrich nun zu Kompromissen bereit. An der Versammlung des Lehrervereins am Mittwoch sagte er: «Der Einführungszeitpunkt 2015 ist für mich kein Dogma.» Auf Nachfrage der bz bekräftigt er, dass er «auf der Grundlage des bereinigten Lehrplans 21 eine sorgfältige Standortbestimmung vornehmen» werde. Anschliessend werde er dem für die Inkraftsetzung zuständigen Bildungsrat einen Antrag stellen.
Hintergrund ist, dass die Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz (D-EDK) derzeit den Lehrplan überarbeitet – unter anderem, weil die Baselbieter daran Kritik geübt hatten. Demnächst wird die D-EDK ihre neue Version des Lehrplans vorstellen. Aber unabhängig davon, wie die überarbeitete Version aussieht, wird der Lehrerverein aller Voraussicht nach weiter fordern, die Einführung zu verschieben. Lehrervereins-Präsident Michael Weiss betonte gestern nochmals, dass die Lehrer vor dem Schuljahr 2017/18 kaum bereit wären. Er ist überzeugt, dass er für eine «grosse Mehrheit» der Lehrer spricht.

Etwas neidisch schielt Weiss nach Basel, wo im Hinblick auf die Lehrplan-Einführung deutlich weniger Druck herrscht. Eine sechsjährige Übergangsphase wird den Lehrern im Stadtkanton zugestanden. Welches Tempo innerhalb dieses Zeitraums eingeschlagen wird, steht den Schulleitungen frei. Eine Übergangsfrist kennt der Kanton Baselland nicht. Gerne betont Urs Wüthrich aber, dass sich das Bildungswesen mit dem neuen Lehrplan nicht von einem Tag auf den anderen neu erfinden müsse. «Die Umsetzung ist ein jahrelanger Prozess.»

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