Wüthrich: "Einführungszeitung ist für mich kein Dogma". Bild: Martin Töngi
Bildungsdirektor Wüthrich zeigt sich bei Lehrplan 21 verhandlungsbereit, Basellandschaftliche Zeitung, 4.4. von Leif Simonsen und Michael Nittnaus
Noch im Januar mahnte Urs
Wüthrich die Schulleitungen schriftlich, die Vorbereitungen auf die Einführung
des umstrittenen Lehrplans 21 voranzutreiben – wohlgemerkt ungeachtet seiner
eigenen Kritik am Monumentalwerk. Obwohl die Baselbieter Regierung den Lehrplan
abgelehnt hatte, sollten die Baselbieter Schulen die Vorbereitungen
«unverzüglich und ohne zeitlichen Verzug» weiterführen, wie es im Brief hiess.
Auf Beginn des Schuljahrs 2015 solle man bereit sein.
Die Lehrerinnen und Lehrer waren verdutzt,
teilweise empört. Sie sollten sich also auf ein Werk vorbereiten, das in dieser
Form gar nicht eingeführt werden soll. Ohnehin stehen die Lehrer unter Druck.
Der Lehrplan sieht die Einführung sogenannter Kombinationsfächer vor, wo
traditionell separat unterrichtete Fächer zusammengeführt werden sollen (siehe
Box).
Erstmals scheint Wüthrich
nun zu Kompromissen bereit. An der Versammlung des Lehrervereins am Mittwoch
sagte er: «Der Einführungszeitpunkt 2015 ist für mich kein Dogma.» Auf
Nachfrage der bz bekräftigt er, dass er «auf der Grundlage des bereinigten
Lehrplans 21 eine sorgfältige Standortbestimmung vornehmen» werde.
Anschliessend werde er dem für die Inkraftsetzung zuständigen Bildungsrat einen
Antrag stellen.
Hintergrund ist, dass die
Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz (D-EDK) derzeit den Lehrplan
überarbeitet – unter anderem, weil die Baselbieter daran Kritik geübt hatten.
Demnächst wird die D-EDK ihre neue Version des Lehrplans vorstellen. Aber
unabhängig davon, wie die überarbeitete Version aussieht, wird der Lehrerverein
aller Voraussicht nach weiter fordern, die Einführung zu verschieben.
Lehrervereins-Präsident Michael Weiss betonte gestern nochmals, dass die Lehrer
vor dem Schuljahr 2017/18 kaum bereit wären. Er ist überzeugt, dass er für eine
«grosse Mehrheit» der Lehrer spricht.
Etwas neidisch schielt
Weiss nach Basel, wo im Hinblick auf die Lehrplan-Einführung deutlich weniger
Druck herrscht. Eine sechsjährige Übergangsphase wird den Lehrern im
Stadtkanton zugestanden. Welches Tempo innerhalb dieses Zeitraums eingeschlagen
wird, steht den Schulleitungen frei. Eine Übergangsfrist kennt der Kanton
Baselland nicht. Gerne betont Urs Wüthrich aber, dass sich das Bildungswesen
mit dem neuen Lehrplan nicht von einem Tag auf den anderen neu erfinden müsse.
«Die Umsetzung ist ein jahrelanger Prozess.»
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