Basisschrift als Kompromiss zwischen Block- und Schnüerlischrift, Bild: Aargauer Zeitung
Schluss mit den Verschnörkelungen, Aargauer Zeitung, 8.4.
Was haben wir uns nicht
gequält: Stundenlanges und krampfhaftes Üben der Schnüerlischrift-Hieroglyphen
in der Primarschule, um dann gleich in der Oberstufe rebellisch zur
geläufigeren Blockschrift zu wechseln.
Mit dieser seit 1947
bestehenden Tradition soll nun Schluss sein. Wie die «NZZ am Sonntag»
berichtet, wollen sowohl die Kantone als auch die Lehrpersonen die
Schnüerlischrift durch eine Basisschrift ersetzen. Dies hat eine Umfrage der
Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz (D-EDK) ergeben.
Schneller und
leserlicher
Vor 67 Jahren löste die
Schnüerlischrift die damalige Kurrentschrift ab. Grund: Es wurde mit Feder und
Tinte geschrieben. Allerdings war der Tintenfluss nicht regelmässig, sodass die
Feder in unterschiedliche Richtungen hin und her bewegt werden musste.
Heute sind die
verschnörkelten Buchstaben noch in 15 der 21 deutschsprachigen Kantone
Standard. Im Zeitalter der sich wegradierenden Kugelschreiber und Füllrollern
in verschiedensten Variationen hat dieses Schema aber ausgedient.
Nun sollen die
Schülerinnen und Schüler eine Zwischenform, die sogenannte Basisschrift,
erlernen. Was bald Schweiz weit eingeführt werden soll, gehört im Kanton Luzern
bereits seit 2010 zum schulischen Alltag - und dies erfolgreich.
Wie eine Studie der Pädagogischen
Hochschule Zentralschweiz ergab, schreiben Drittklässler in der Basisschrift
nicht nur entspannter und schneller, sondern auch leserlicher, als sie das in
der traditionellen Schnüerlischrift tun. In den ersten beiden
Primarschulklassen werden die Buchstaben unverbunden gelernt. Ab dem dritten
Schuljahr werden die Buchstaben «lediglich verbunden, wenn dies der
Geläufigkeit der Schrift dient und die Leserlichkeit nicht einschränkt.» Damit
bildet sie einen Kompromiss der Block- und Schnüerlischrift.
Ganzheitliche Regelung
angestrebt
Der Dachverband der
Schweizer Lehrerinnen und Lehrer möchte keine kantonale Regelung der Schrift.
Das mache in der heutigen Situation mit HarmoS keinen Sinn mehr, schreibt er in
einer Stellungnahme. Im neuen Lehrplan 21 soll allerdings keine Schrift
festgelegt werden.
Eine bestimmte
Schulschrift sei kein Lehrplanziel. Dagegen «ist eine flüssige Handschrift eine
Kompetenz, die im Lehrplan festgehalten werden soll.»
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