Volk hat Widerstand angemeldet, Bild: Aargauer Zeitung
Interesse klein, Interesse gross, Aargauer Zeitung, 7.4. von Hans Fahrländer
Es ist viel los zurzeit auf der Aargauer Politbühne. Vor den Frühlingsferien jagen
sich die Pressekonferenzen der Regierung. Der Abstimmungskampf für ein
Hochdeutschverbot im Kindergarten läuft an. Rheinfelden verschmäht den
Einwohnerrat erneut. Beim Sparpaket zeigt die Regierung gleichermassen
Standfestigkeit und Flexibilität. Die Schulpflegen werden vorderhand nicht
abgeschafft. – Nur einer beteiligt sich nicht an der grossen Hektik: Der Grosse
Rat verlängert seinen Winterschlaf bis zum 13. Mai. Dreimal hat er bisher in
diesem Jahr getagt.
Zu zwei Themen je eine Anmerkung. Rheinfelden: Das Städtchen ist längst eine
Stadt, die Bevölkerung wächst dramatisch. Was nicht wächst, ist die Beteiligung
an der Gemeindeversammlung. Doch der Einwohnerrat fiel erneut durch. Am
Urnengang teilgenommen haben 36 Prozent. Für Rheinfelden ist das hoch. Es ist
ein Teufelskreis der Passivität. Wird die Frage nach einem breiter abgestützten
System gestellt, interessiert das zwei von dreien nicht. Zum Glück hat
Rheinfelden einen verantwortungsvollen Stadtrat. Die Instanzen, die ihn
kontrollieren sollten, sind nämlich zahlenmässig verantwortungslos schwach. Das
System ist gewaltig missbrauchsanfällig.
Schulpflegen: Ihre Abschaffung ist ausgesetzt, das fehlende Geld sei schuld,
sagt die Regierung. Vermutlich ist das ein Vorwand. Die Frage der «richtigen»
Schulführung hat ein überaus grosses Interesse geweckt: «Das Volk» hat Widerstand
angemeldet gegen die Abschaffung jenes Gremiums, das die Schule im Volk
verankert. Da muss sich ein SVP-Bildungsdirektor zwangsläufig die Frage
stellen, ob er mit den «optimierten Führungsstrukturen», ersonnen von
Organisationsspezialisten, nicht vielleicht am Volk vorbeigezielt hat.
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