Harmos scheidet die Lehrerverbände, Basler Zeitung, 1.4. von Daniel Ballmer
Die Verwirrung unter den Baselbieter Lehrerinnen und
Lehrern dürfte gross sein. Erst vor Kurzem hatte sich der Lehrerinnen- und
Lehrerverein Baselland (LVB) sehr kritisch zu Harmos geäussert. Eine
eigentliche Empfehlung für die Abstimmung vom 18. Mai hat er zwar nicht
gefasst, Interims-Präsident Michael Weiss stellte aber klar, dass es «wirklich
gut wäre, wenn die Initiative für den Austritt aus dem Harmos-Konkordat
zustande käme». Sie sei eine «Notbremse», wenn alle Bemühungen scheiterten,
Harmos darauf zu beschränken, die Schulsysteme der Kantone einander anzunähern.
Der LVB befürchtet nämlich, dass «das Dauerreformieren immer weitergeht».
Ganz andere Schlüsse zieht die Amtliche Kantonalkonferenz
der Basellandschaftlichen Lehrerinnen und Lehrer (AKK), ein beratendes
Bindeglied zwischen der Bildungsdirektion und der Lehrerschaft. Sie bekenne
sich nach wie vor zur Bildungsharmonisierung, wie sie in ihrer gestrigen
Mitteilung schreibt. Der Austritt aus dem Harmos-Konkordat würde nur grosse
Verunsicherung auslösen und sei ohnehin frühestens 2018 möglich, wenn die
meisten Reformen bereits umgesetzt seien. Natürlich könnten die
unterschiedlichen Verbandsempfehlungen für den einzelnen Lehrer verwirrend
sein, räumt AKK-Präsident Ernst Schürch ein. Wer sich aber genau damit befasst,
wird seine eigenen Schlüsse ziehen können, sagen Schürch und Weiss unisono. So
weit die Meinungen auch auseinander liegen: LVB wie AKK reklamieren beide für
sich, die Lehrerschaft und ihre Bedürfnisse zu vertreten. So wolle eine grosse
Mehrheit der Baselbieter Lehrkräfte Harmos weiterhin umsetzen, betont Schürch.
Der LVB dagegen hatte eine Umfrage präsentiert, wonach nur noch 22 Prozent
aller Lehrer für den Verbleib beim Harmos-Konkordat seien. Davon hält Schürch
gar nichts. Die Umfrage sei «statistisch völlig unhaltbar und entspricht
keineswegs der Stimmung in den Lehrerzimmern». Dem Vernehmen nach hätten sich
auch nur zehn Prozent aller Lehrer daran beteiligt. «Die AKK hat ja gar keine
Umfrage durchgeführt», kontert LVB-Interimspräsident Weiss. «Sie baut einzig
auf ihr Bauchgefühl.»
Mehr Zeit und Ressourcen
Die Grundsatzkritik des LVB an der Reformpolitik von
Bildungsdirektor Urs Wüthrich will die AKK nicht teilen. Doch auch sie fordert
«in wesentlichen Punkten eine deutliche Verbesserung» bei der Umsetzung. Wie
der LVB verlangt die AKK deutlich mehr Zeit und Ressourcen für Schulen und
Lehrkräfte, um die zusätzlichen Aufgaben bewältigen zu können. Gleichzeitig
müssten «wirklich brauchbare und angepasste» Lehrmittel und Unterrichtsmaterialien
zur Verfügung gestellt werden. Und vor allem solle der Lehrplan 21 später als
geplant eingeführt werden. Der überarbeitete Lehrplan werde voraussichtlich
Ende 2014 vorliegen. Die Lehrkräfte bräuchten genügend Zeit, um sich
einarbeiten zu können. Eine Einführung im Sommer 2015 in den Primarschulen und
ein Jahr später aufsteigend in den Sekundarschulen sei zu früh.
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