1. April 2014

Baselbieter Lehrerverbände uneinig

Die beiden Baselbieter Lehrerverbände LVB und Amtliche Kantonalkonferenz (AKK) sind sich uneinig über die Reformpolitik des Kantons. Insbesondere in der Frage des Verbleibs im Harmos-Konkordat zeigen sich grosse Differenzen. Während gemäss einer Umfrage des LVB nur noch 22 Prozent aller Lehrer hinter Harmos stünden, sieht die AKK dies völlig anders: Eine grosse Mehrheit der Baselbieter Lehrkräfte wolle Harmos weiterhin umsetzen.
Harmos scheidet die Lehrerverbände, Basler Zeitung, 1.4. von Daniel Ballmer


Die Verwirrung unter den Baselbieter Lehrerinnen und Lehrern dürfte gross sein. Erst vor Kurzem hatte sich der Lehrerinnen- und Lehrerverein Baselland (LVB) sehr kritisch zu Harmos geäussert. Eine eigentliche Empfehlung für die Abstimmung vom 18. Mai hat er zwar nicht gefasst, Interims-Präsident Michael Weiss stellte aber klar, dass es «wirklich gut wäre, wenn die Initiative für den Austritt aus dem Harmos-Konkordat zustande käme». Sie sei eine «Notbremse», wenn alle Bemühungen scheiterten, Harmos darauf zu beschränken, die Schulsysteme der Kantone einander anzunähern. Der LVB befürchtet nämlich, dass «das Dauerreformieren immer weitergeht».
Ganz andere Schlüsse zieht die Amtliche Kantonalkonferenz der Basellandschaftlichen Lehrerinnen und Lehrer (AKK), ein beratendes Bindeglied zwischen der Bildungsdirektion und der Lehrerschaft. Sie bekenne sich nach wie vor zur Bildungsharmonisierung, wie sie in ihrer gestrigen Mitteilung schreibt. Der Austritt aus dem Harmos-Konkordat würde nur grosse Verunsicherung auslösen und sei ohnehin frühestens 2018 möglich, wenn die meisten Reformen bereits umgesetzt seien. Natürlich könnten die unterschiedlichen Verbandsempfehlungen für den einzelnen Lehrer verwirrend sein, räumt AKK-Präsident Ernst Schürch ein. Wer sich aber genau damit befasst, wird seine eigenen Schlüsse ziehen können, sagen Schürch und Weiss unisono. So weit die Meinungen auch auseinander liegen: LVB wie AKK reklamieren beide für sich, die Lehrerschaft und ihre Bedürfnisse zu vertreten. So wolle eine grosse Mehrheit der Baselbieter Lehrkräfte Harmos weiterhin umsetzen, betont Schürch. Der LVB dagegen hatte eine Umfrage präsentiert, wonach nur noch 22 Prozent aller Lehrer für den Verbleib beim Harmos-Konkordat seien. Davon hält Schürch gar nichts. Die Umfrage sei «statistisch völlig unhaltbar und entspricht keineswegs der Stimmung in den Lehrerzimmern». Dem Vernehmen nach hätten sich auch nur zehn Prozent aller Lehrer daran beteiligt. «Die AKK hat ja gar keine Umfrage durchgeführt», kontert LVB-Interimspräsident Weiss. «Sie baut einzig auf ihr Bauchgefühl.»
Mehr Zeit und Ressourcen

Die Grundsatzkritik des LVB an der Reformpolitik von Bildungsdirektor Urs Wüthrich will die AKK nicht teilen. Doch auch sie fordert «in wesentlichen Punkten eine deutliche Verbesserung» bei der Umsetzung. Wie der LVB verlangt die AKK deutlich mehr Zeit und Ressourcen für Schulen und Lehrkräfte, um die zusätz­lichen Aufgaben bewältigen zu können. Gleichzeitig müssten «wirklich brauchbare und angepasste» Lehrmittel und ­Unterrichtsmaterialien zur Verfügung gestellt werden. Und vor allem solle der Lehrplan 21 später als geplant eingeführt werden. Der überarbeitete Lehrplan werde voraussichtlich Ende 2014 vorliegen. Die Lehrkräfte bräuchten genügend Zeit, um sich einarbeiten zu können. Eine Einführung im Sommer 2015 in den Primarschulen und ein Jahr später aufsteigend in den Sekundarschulen sei zu früh.

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