Winterthur kämpft mit hohen Sonderschulkosten, Bild: Keystone
Winterthur will Sonderschulquote plafonieren, NZZ, 25.2. von Florian Sorg
Die Ausgaben
für die Sonderschulung tragen massgeblich zum Kostenwachstum der Stadt
Winterthur bei, mit 5 Prozent liegt ihre Sonderschulquote deutlich über dem
kantonalen Durchschnitt von ungefähr 3,5 Prozent. Mit dem etwas sperrig
bezeichneten Konzept «Stärkung der Integrationskraft der Regelschule durch
Ressourcenmanagement» (Sirma) will das Schuldepartement jetzt den Anteil der
Kinder mit Sonderschulstatus plafonieren und längerfristig auch senken. Die
dadurch frei werdenden finanziellen Mittel will die Stadt vermehrt für die
Regelschule einsetzen. Das Konzept ist offiziell keine Sparmassnahme, wie
Schulvorsteher Stefan Fritschi am Montag vor den Medien betont hat. Immerhin
soll die Neuerung dazu beitragen, dass die bisher jährlich rasant gestiegenen
Ausgaben für die Sonderschulung nicht mehr weiter anwachsen.
Integration verstärken
Kernstück von
«Sirma» ist eine Veränderung im sogenannten Ressourcenmanagement. Über die
Verwendung von Mitteln für die Sonderschulung entscheidet künftig anstelle der
Zentral- die jeweilige Kreisschulpflege. Von der neu gewonnenen Nähe zum Alltag
verspricht sich Fritschi eine flexiblere Handhabung der eingesetzten Mittel;
die Integration von Kindern mit besonderen Bedürfnissen in die Regelklassen
soll verstärkt und flexibler möglich sein. Im Gegenzug steht den Regelklassen
mehr Geld für den individualisierten Unterricht zur Verfügung, die Mittel für
Sonderschulmassnahmen werden nicht mehr wie bisher starr nach einzelnen Kindern
berechnet. Fritschi verspricht sich vom derart veränderten Anreizsystem eine
spürbare Kostendämpfung.
Das Konzept
«Sirma» wurde in enger Zusammenarbeit mit den Lehrkräften entwickelt. Laut Reto
Zubler, dem Bereichsleiter Bildung, stehen die Praktiker grossmehrheitlich
hinter der Neuerung. In Workshops hätten sie namentlich im Zeitplan noch
ehrgeizigere Ziele formuliert, als die Stadt nun für umsetzbar hält. Gemäss
Papier sollen die Mittel für Sonderschulung auf dem heutigen Stand von 22
Millionen Franken plafoniert werden; allein die Ausgaben für auswärtige
Sonderschulung sind in den letzten 10 Jahren von 3 auf 14 Millionen Franken pro
Jahr hochgeschnellt.
Standardisierte Abklärungen
Komplett
abgeschafft wird der Sonderschulstatus auch in Winterthur nicht, weiterhin
können die Regelklassen nicht alle Kinder und Jugendlichen mit speziellen
Bedürfnissen adäquat unterrichten. Offensichtlich geht die Stadt davon aus,
dass sich «Sirma» vor allem in einem Zwischenbereich auswirken und das Pendel
im Zweifel vermehrt in Richtung integrative Form ausschlagen wird. Verstärkt
werden soll auch die Zusammenarbeit zwischen dem Schulpsychologischen Dienst
und den Schulen, die Verfahren zur Abklärung werden standardisiert und durch
eine individuelle Förderplanung unter Einbezug der Eltern ergänzt. Fritschi ist
davon überzeugt, dass auch Schüler ohne speziell ausgewiesene Bedürfnisse von
den verstärkt ausgestatteten Regelklassen profitieren werden.
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