2. März 2014

Winterthur will Sonderschulquote plafonieren

Mit fünf Prozent liegt die Sonderschulquote der Stadt Winterthur deutlich über dem kantonalen Durchschnitt von 3,5 Prozent. Jetzt sollen die Ausgaben auf dem aktuellen Stand von 22 Millionen plafoniert werden. Allein die Ausgaben für auswärtige Sonderschulung sind in den letzten Jahren von 3 auf 14 Millionen gestiegen.




Winterthur kämpft mit hohen Sonderschulkosten, Bild: Keystone

Winterthur will Sonderschulquote plafonieren, NZZ, 25.2. von Florian Sorg


Die Ausgaben für die Sonderschulung tragen massgeblich zum Kostenwachstum der Stadt Winterthur bei, mit 5 Prozent liegt ihre Sonderschulquote deutlich über dem kantonalen Durchschnitt von ungefähr 3,5 Prozent. Mit dem etwas sperrig bezeichneten Konzept «Stärkung der Integrationskraft der Regelschule durch Ressourcenmanagement» (Sirma) will das Schuldepartement jetzt den Anteil der Kinder mit Sonderschulstatus plafonieren und längerfristig auch senken. Die dadurch frei werdenden finanziellen Mittel will die Stadt vermehrt für die Regelschule einsetzen. Das Konzept ist offiziell keine Sparmassnahme, wie Schulvorsteher Stefan Fritschi am Montag vor den Medien betont hat. Immerhin soll die Neuerung dazu beitragen, dass die bisher jährlich rasant gestiegenen Ausgaben für die Sonderschulung nicht mehr weiter anwachsen.
Integration verstärken
Kernstück von «Sirma» ist eine Veränderung im sogenannten Ressourcenmanagement. Über die Verwendung von Mitteln für die Sonderschulung entscheidet künftig anstelle der Zentral- die jeweilige Kreisschulpflege. Von der neu gewonnenen Nähe zum Alltag verspricht sich Fritschi eine flexiblere Handhabung der eingesetzten Mittel; die Integration von Kindern mit besonderen Bedürfnissen in die Regelklassen soll verstärkt und flexibler möglich sein. Im Gegenzug steht den Regelklassen mehr Geld für den individualisierten Unterricht zur Verfügung, die Mittel für Sonderschulmassnahmen werden nicht mehr wie bisher starr nach einzelnen Kindern berechnet. Fritschi verspricht sich vom derart veränderten Anreizsystem eine spürbare Kostendämpfung.
Das Konzept «Sirma» wurde in enger Zusammenarbeit mit den Lehrkräften entwickelt. Laut Reto Zubler, dem Bereichsleiter Bildung, stehen die Praktiker grossmehrheitlich hinter der Neuerung. In Workshops hätten sie namentlich im Zeitplan noch ehrgeizigere Ziele formuliert, als die Stadt nun für umsetzbar hält. Gemäss Papier sollen die Mittel für Sonderschulung auf dem heutigen Stand von 22 Millionen Franken plafoniert werden; allein die Ausgaben für auswärtige Sonderschulung sind in den letzten 10 Jahren von 3 auf 14 Millionen Franken pro Jahr hochgeschnellt.
Standardisierte Abklärungen

Komplett abgeschafft wird der Sonderschulstatus auch in Winterthur nicht, weiterhin können die Regelklassen nicht alle Kinder und Jugendlichen mit speziellen Bedürfnissen adäquat unterrichten. Offensichtlich geht die Stadt davon aus, dass sich «Sirma» vor allem in einem Zwischenbereich auswirken und das Pendel im Zweifel vermehrt in Richtung integrative Form ausschlagen wird. Verstärkt werden soll auch die Zusammenarbeit zwischen dem Schulpsychologischen Dienst und den Schulen, die Verfahren zur Abklärung werden standardisiert und durch eine individuelle Förderplanung unter Einbezug der Eltern ergänzt. Fritschi ist davon überzeugt, dass auch Schüler ohne speziell ausgewiesene Bedürfnisse von den verstärkt ausgestatteten Regelklassen profitieren werden.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen