3. März 2014

Wie weiter mit dem Lehrplan 21?

Hanspeter Amstutz, Lehrer im Unruhestand und ehemaliger Zürcher Bildungsrat, skizziert einen Weg aus dem Dilemma rund um den Lehrplan 21.

Der 557-seitige neue Lehrplan 21 mit seinen weit über 4000 Kompetenzzielen mag ein Hilfsmittel für spezialisierte Erziehungswissenschafter sein. Ein praxistaugliches Koordinationsinstrument für unsere Volksschule ist er aber nicht. Mit seiner Detailfülle und seiner komplexen Struktur dürfte er kaum zu einem praxisnahen Wegweiser für Lehrpersonen werden. Die unverkennbare Absicht, Bildung über ein engmaschiges System von unzähligen Kompetenzerwartungen zu steuern, ist keine erfolgversprechende Option für die Volksschule.
Für eine praxisbezogene Verwendung des Lehrplans drängt sich deshalb eine Kurzfassung mit verbindlichen Bildungsinhalten und wichtigen Stufenzielen auf. Die Kompetenzorientierung des Lehrplans soll als Grundgerüst im Hintergrund vorhanden sein. Auch eine Aufgliederung bei den Zielsetzungen in Mindestanforderungen und erweiterte Kompetenzen ist schülergerecht. Um nicht in den Fehler eine Überregulierung zu verfallen, müssen die Kompetenzziele jedoch eine anerkannte Allgemeingültigkeit aufweisen und dürfen sich nicht in umständlichen Kompetenzbeschreibungen erschöpfen.

Das umfangreiche Werk der interkantonalen Lehrplankommission könnte in ergänzender Funktion den Schulen zur Verfügung gestellt werden. Als Nachschlagewerk mit Anregungen für weitere Unterrichtsziele sowie als Leitlinie für die Lehrmittelproduktion könnte eine überarbeitete Fassung des Lehrplans nützliche Dienste leisten. Die für den Schulerfolg so zentrale Gestaltungsfreiheit der Lehrpersonen würde auf diese Weise nicht tangiert. Zudem stände es den Kantonen frei, Teile der ausführlichen Version des Lehrplans für verbindlich zu erklären.
Quelle: NZZ, 25.2.

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