Drunter und drüber könnte es bald im Baselbiet zugehen, Bild: Keystone
Neue Harmos-Abstimmung in Sicht, Basler Zeitung, 28.2. von Thomas Dähler
Steht Harmos im Baselbiet vor dem Aus? Gestern hat das Komitee
Starke Schule Baselland eine Volksinitiative lanciert, die den Austritt des
Kantons Baselland aus dem Harmos-Konkordat vorsieht. Hinter dem Volksbegehren
steht ein heterogenes Initiativkomitee. Mit einem zweiten Begehren soll zudem
gleichzeitig auch die Sekundarlehrer-Ausbildung neu organisiert werden.
«Die Schule hat sich in den letzten Jahren deutlich in die
falsche Richtung entwickelt», sagte gestern Saskia Olsson vor den Medien in
Liestal. Olsson ist Geschäftsleiterin des Komitees Starke Schule Baselland.
«Harmos ist gescheitert», hielt sie fest. Die interkantonale Vereinbarung über
die Harmonisierung der obligatorischen Schule habe die kantonalen Unterschiede
nicht ausgemerzt. Im Gegenteil: «Sie sind grösser als vorher.» Olsson zählte
als Belege dafür die neu geschaffenen Unterschiede beim
Fremdsprachenunterricht, die von Kanton zu Kanton verschieden zusammengesetzten
Sammelfächer wie Physik-Chemie-Biologie sowie die nach wie vor uneinheitlichen
Stundentafeln auf. Identisch seien die Stundentafeln nicht einmal in den beiden
Basel.
Widerstand gegen Lehrplan 21
Mit der Initiative wolle das Komitee die bereits beschlossenen
und vollzogenen Harmonisierungsschritte zwar nicht rückgängig machen, sagte
Olsson. Nach einem Harmos-Austritt müsse jedoch der Lehrplan 21 im Baselbiet
nicht eingeführt werden. Dieser setze statt auf Lerninhalte und Fachwissen auf
eine Vielzahl von Kompetenzen – eine Philosophie, die ihr Komitee ablehne.
Zudem müssten nach einem Harmos-Austritt nicht mehr alle Schüler zwingend zwei
Fremdsprachen lernen. Für das Sekundarschulniveau A könne es für fakultativ
erklärt werden.
Hinter dem Initiativkomitee stehen Politikerinnen und Politiker
aus fast allen Parteien. Dennoch trat an der Medienkonferenz in Liestal allein
Geschäftsleiterin Olsson auf. Fragen nach den eigenen Vorstellungen für eine
Schulharmonisierung und nach Alternativen zur Umsetzung des vom Volk auf
Bundesebene beschlossenen Verfassungsartikels konnte niemand beantworten.
Weitere Komiteemitglieder waren zwar im Saal anwesend, sagten aber nichts.
Michael Weiss, Interimspräsident des Lehrerinnen- und Lehrervereins Baselland,
sagte, man könne sich erst Mitte März dazu äussern.
Grüne distanzieren sich
Am prominentesten im Initiativkomitee vertreten sind die Grünen
und die SVP. Mit dabei sind auch Mitglieder der Bildungskommission des
Landrats: Paul Wenger, Caroline Mall, Georges Thüring (alle SVP), Michael
Herrmann (FDP), Sabrina Corvini (CVP) und Jürg Wiedemann (Grüne).
Die Grünen distanzierten sich nach Abschluss der Medienkonferenz
von der Initiative. In einem von Parteipräsidentin Florence Brenzikofer und
Marie-Theres Beeler unterzeichneten Communiqué teilen die Grünen mit, die
Initiative verunsichere die Bevölkerung und fördere die Bürokratie.
Initiative zur Lehrerausbildung
Die nötigen Unterschriften für die Initiative für den
Harmos-Austritt will das Komitee bis Anfang Mai zusammentragen. Gleichzeitig
hat das Komitee gestern auch eine zusätzliche Initiative «Ja zu fachlich
kompetent ausgebildeten Lehrpersonen» lanciert. Dieses Begehren richtet sich
indirekt gegen die Sekundarlehrer-Ausbildung an der Pädagogischen Hochschule.
Die Initiative verlangt, dass der Kanton nur noch Lehrkräfte anstellt, die ihr
Fachstudium an einer Universität absolviert haben. Diesen sogenannten
konsekutiven Studiengang gibt es bereits. Dem Komitee schwebt eine dreijährige
Fachausbildung in drei Fächern an der Universität vor, gefolgt von einem neu
ein Jahr langen Lehrer-Ausbildungsgang an der Pädagogischen Hochschule.
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