Die
neue Fremdsprachendidaktik mit dem Lehrmittel Cremeschnitte (= Mille feuilles)
entpuppt sich als weiterer Pädagogik-Hype, der nach Professor Dieter Wolff
zwar angeblich «den heutigen theoretischen Erkenntnissen» entspricht, den
praktischen Realitäten jedoch nicht gerecht werden kann. Sprachenlernen
funktioniert im Schulalter nicht mehr so wie beim Kleinkind, das mithilfe eines
analytisch-vergleichend operierenden Automatismus des Gehirns die Muttersprache(n)
aus dem «Sprachbad» systematisch aufsteigend konstruiert. Später muss
Sprachenlernen leider ohne innere Lehrinstanz mit bewusst vollzogenem
Verstehen, Anwenden und Erinnern gelernt werden.
Hinter
der grossartig angekündigten Lehrmethode verbirgt sich in Wahrheit eine
verkorkste Mischung aus vergleichender Sprachwissenschaft, missverstandener
Gehirnforschung, technokratischer Kompetenzideologie und modischer
Schonpädagogik, insgesamt eine Mixtur, die den Starken nicht schadet, die
Schwachen aber überfordert.
Quelle: Basler Zeitung, 3.3.
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