23. März 2014

Weniger Lohn für Heilpädagogen

Die Besoldungsrevision des Kantons Thurgau sieht vor, dass Schulische Heilpädagogen in der Primarschule lohnmässig zurückgestuft werden. Der Einstiegslohn fällt dadurch um 6000 Franken jährlich niedriger aus.
Weniger Lohn für Heilpädagogen, St. Galler Tagblatt, 23.3. von Barbara Hettich


Der Grosse Rat sehe in seiner derzeitigen Sparhysterie nur die kurzfristigen Sparmöglichkeiten, schreibt Kantonsrat Christian Koch (SP, Matzingen) in einem Leserbrief. Er bedauert, dass Regierungsrat und Kantonsparlament mit der Besoldungsrevision den Lohn der Heilpädagogen zurückgestuft haben. Dies werde sich rächen, denn bereits heute sei es schwierig, offene Stellen zu besetzen, zumal in den Nachbarkantonen besser bezahlt würde.
Antrag abgelehnt
In einem Antrag im Auftrag der SP-Fraktion hatte Koch im Februar vom Kantonsrat gefordert, Lehrpersonen für schulische Heilpädagogik mit einer von der EDK anerkannten Ausbildung sollen im Lohnband 6 (höchste Lohnstufe) eingestuft werden, während für Lehrpersonen für schulische Heilpädagogik ohne eine von der EDK anerkannten Ausbildung Lohnband 4 oder 5 gelten soll. Auf eine Rückstufung von Lehrpersonen mit einer von der EDK anerkannten Ausbildung in schulischer Heilpädagogik auf der Primarstufe von Lohnband 6 in das Lohnband 5 sei zu verzichten.
Diesem Antrag wollte der Grosse Rat mehrheitlich nicht folgen und lehnte ihn ab. Es wurde argumentiert, dass mit 87 000 Franken Einstiegslohn (statt 93 000 Franken) ein Heilpädagoge immer noch mehr als ein Primarlehrer verdiene. Zudem könnten Heilpädagogen, die schon angestellt sind, ihren heutigen Lohn behalten.
Der zu tiefe Lohn werde dazu führen, dass Abgänge nicht ersetzt werden können, ist Christian Koch überzeugt. Darunter hätten auch die Klassenlehrpersonen zu leiden, welche auf Unterstützung der Heilpädagogen angewiesen sind. Mittelfristig werde das System der Integration im Speziellen und der sonderpädagogischen Massnahmen im Allgemeinen in Frage gestellt. Denn auch bei den Arbeitsbedingungen sei der Kanton Thurgau nicht konkurrenzfähig. Die Lektionen am Kind sind in den Nachbarkantonen tiefer. Wie andernorts im Kanton setzt die Schule Kreuzlingen mit einem Förderprogramm auf Integration und beschäftigt eine Anzahl Heilpädagogen auf Primar- und Sekundarstufe. «Bald jede 10. Lehrkraft ist mittlerweile Heilpädagoge», sagt Jürg Schenkel, Schulpräsident und Kantonsrat FDP, auf Anfrage. Heilpädagoge sei auch nach der Rückstufung nach wie vor ein sehr attraktiver Beruf. 50 Prozent ihres Pensums würden sie am Kind arbeiten, 50 Prozent stünden für Vor- und Nachbereitung zur Verfügung und dazu gibt es 12 Wochen schulfreie Zeit im Jahr. Im Vergleich zu anderen Berufen mit ähnlichen Qualifikationen würden sie sehr gut bezahlt, ist Jürg Schenkel der Ansicht. «Im Vergleich zum Ausland haben wir in diesem Bereich paradiesische Zustände», sagt er. Demnach befürchtet der Kreuzlinger Schulpräsident keine Abwanderung? «Es werden vielleicht diejenigen abwandern, die eh schon unzufrieden sind.»
Wer davon ausgehe, dass schlechtere Arbeitsbedingungen bei tieferem Lohn die Entscheidung, wo eine Stelle angetreten wird, nicht berücksichtigt werde, sei blauäugig, hält Christian Koch in seinem Leserbrief entgegen. In seinem Antrag hatte er argumentiert, dass nach der vorgesehenen Rückstufung eine ausgebildete Heilpädagogin nach 10 Dienstjahren im Kanton St. Gallen bei einem 100-Prozent-Pensum 850 Franken mehr pro Monat verdiene, im Kanton Zürich 1836 Franken.
Lohndifferenz zu gross
Regierungsrätin Monika Knill hatte im Grossen Rat die Ablehnung des Antrags Koch empfohlen. Denn liesse sich das Rad zurückdrehen, hätte man der Kategorie «Lehrpersonen für schulische Heilpädagogik» kaum die Einstufung im höchsten Lohnband der Volksschulstufe, Lohnband 6, zugewiesen, sagte sie. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass die Lohndifferenz zwischen der Primarlehrkraft und der Lehrperson für schulische Heilpädagogik zu gross sei. Auch nach der Rückstufung befinde sich der Schulische Heilpädagoge noch immer zwei Lohnbänder über der Primarlehrkraft.


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