10. März 2014

Schulpflegen wehren sich

Im Aargau wehren sich die Schulpflegen gegen ihre geplante Abschaffung. Der Verband der Schulpflegen lehnt die Vorlage zur Optimierung der Volksschule geschlossen ab. Die vereinigten Schulpflegepräsidenten wollen "das Wohl der Schule mit allen Mitteln verteidigen". Das Thema ist in den vergangenen Monaten durch das Sparpaket von der Spitze der bildungspolitischen Agenda verdrängt worden, nun meldet es sich kraftvoll zurück: Die Führungsstrukturen der Aargauer Volksschule sollen optimiert werden. Im Klartext: Auf das Ende der laufenden Amtsperiode sollen im Aargau die Schulpflegen und die Schulräte der Bezirke abgeschafft werden.
Die strategische Schulführung soll neu beim Gemeinderat liegen. Die Anhörung hat im letzten Herbst stattgefunden, zurzeit ist die Botschaft der Regierung am Entstehen, im Sommer wird sich der Grosse Rat über das Geschäft beugen, 2015 soll dann eine Volksabstimmung stattfinden.



Die Wettinger Schulpflege, Bild: zvg


Schulpflegen wehren sich gegen Abschaffung - "Nun nehmen wir Säbel hervor", Aargauer Zeitung, 10.3. von Hans Fahrländer

An der Generalversammlung der Vereinigung aargauischer Schulpflege- präsidentinnen und -präsidenten (VASP) in Laufenburg nahm Präsident Franco Corsiglia punkto Widerstandsstärke kein Blatt vor den Mund: «Wir haben bisher mit dem Florett gefochten, nun werden wir den Säbel hervorholen und mit dem Einfetten des Zweihänders beginnen.»
Um allerdings nachzuschieben: «Wir werden nicht mit Haken und Ösen und grossem Schlachtgebrüll in den Kampf ziehen, wir bleiben der Sachlichkeit verpflichtet.» Man sei aber entschlossen, das Wohl der Schule mit allen Mitteln zu verteidigen. «Ich sage ganz bewusst: Das Wohl der Schule, nicht den Erhalt unserer Ämter», betonte Franco Corsiglia.
An der Vernehmlassung haben sich 171 (von insgesamt 220) VASP-Mitglieder beteiligt. Sie lehnen die Vorlage, die zu ihrer eigenen Abschaffung führen würde, geschlossen ab. Die Schulpflege ist eine vom Volk gewählte Behörde, welche ausschliesslich dem Wohl der Schule verpflichtet ist. Aus Sicht des VASP erzeugt ihre Abschaffung lauter Verlierer, wie Corsiglia erläutert:
Die Schule verlöre ihre wichtigste Lobby in Politik und Gesellschaft.
Bevölkerung und Eltern verlören ihr Jahrhunderte altes demokratisches Recht, die strategische Schulführung selber zu bestimmen.
Den Schulleitungen, die heute vielerorts überlastet sind, würde massive Mehrarbeit aufgebürdet. Dem Ansinnen, ihre Pensen aufzustocken, erwächst schon politischer Widerstand.
«Auch aus finanziellen Gründen liegt die Abschaffung der Schulpflegen nicht im Interesse der Steuerzahler, jedes andere Modell ist teurer», sagte Corsiglia. Die Umsetzung des neuen Führungsmodells den Kanton 5,9 Millionen Franken mehr kosten.
Schwächung statt Stärkung
Der Präsident äusserte sich in Laufenburg auch kurz zur Leistungsanalyse der Regierung. «Das Sparpaket schwächt die Schwächsten, das können wir nicht akzeptieren», meinte Corsiglia. «Der wichtigste Rohstoff unseres Landes, die Bildung, scheint plötzlich nicht mehr so wichtig, die Finanzpolitik diktiert zunehmend die Bildungspolitik.» Der VASP-Präsident schlug als alternative Sparmassnahmen vor, die externe Schulevaluation stark zu redimensionieren und gewisse Verwaltungsteile zu verschlanken. «Das Volk hat einer Stärkung der Volksschule zugestimmt - und bevor alles in Kraft ist, beginnt schon deren Schwächung.»
Der ganze Vorstand macht weiter
Die GV wählte den Vorstand, der sich aus den Präsidien der elf Bezirksverbände zusammensetzt, einstimmig wieder. Corsiglia: «Es ist seit vielen Jahren das erste Mal, dass sich der ganze Vorstand der Wiederwahl stellte, niemand trat zurück. Das zeigt zweierlei. Erstens die Entschlossenheit der Vorstandsmitglieder, sich den anstehenden Herausforderungen samt der Frage der Weiterexistenz zu stellen. Und zweitens das Vertrauen der Mitglieder in den Vorstand.»

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