Berset sieht das Französische als benachteiligt und fürchtet um den nationalen Zusammenhalt, Bild: wikipedia
Bundesrat erklärt Französisch in der Primarschule zur Pflicht, NZZ, 11.3. von Markus Häfliger
Alain Berset gibt den Kantonen im innerschweizerischen
Sprachenstreit den Tarif durch. Jeder Schweizer Schüler müsse schon in der
Primarschule eine zweite Landessprache lernen, erklärte Berset in der
Fragestunde des Nationalrats. Dass in der Primarschule nur noch Englisch
unterrichtet werde, sei keine Option: Das machte Berset in seiner Funktion als
eidgenössischer Kulturminister klar.
Mit seinen deutlichen Aussagen reagiert der Romand auf Pläne in
mehreren Deutschschweizer Kantonen, die explizit oder implizit darauf abzielen,
sich künftig in der Primarschule auf den Englischunterricht zu konzentrieren.
Französisch oder Italienisch würde damit erst in der Oberstufe unterrichtet.
So hat das Schaffhauser Kantonsparlament am 17. Februar 2014 ein
Postulat überwiesen. Dieses verlangt, dass für Schaffhauser Primarschüler nur
noch eine Fremdsprache obligatorisch ist. Der Schaffhauser Regierungsrat war
gegen den Vorstoss, muss nun aber bei der Erziehungsdirektorenkonferenz auf
eine entsprechende Anpassung des Harmos-Konkordates drängen.
Schaffhausen ist kein Einzelfall: In den Kantonen
Basel-Landschaft, Thurgau, Solothurn und weiteren sind ähnliche Vorstösse
hängig. In Graubünden ist eine Volksinitiative zustande gekommen, die verlangt,
dass in der Primarschule nur noch eine Fremdsprache obligatorisch ist. Je nach
Sprachregion soll dies Deutsch oder Englisch sein - Französisch und Italienisch
würden aus der Primarschule verbannt. Im Kanton Luzern läuft derzeit die
Sammelfrist für eine ähnliche Volksinitiative.
Nicht alle dieser Vorstösse richten sich explizit gegen das
Französische, implizit aber schon. Weil in vielen Deutschschweizer Kantonen
Englisch heute schon die erste Fremdsprache ist, ist absehbar, dass das
Französische über die Klinge springen müsste.
Solche Ideen hält Berset für nicht kompatibel mit dem nationalen
Sprachengesetz. Dieses stipuliert, dass Bund und Kantone darauf hinwirken, dass
Schüler am Ende der obligatorischen Schulzeit über Kompetenzen in mindestens
einer zweiten Landessprache und einer weiteren Fremdsprache verfügen. Um dieses
Ziel zu erreichen, sei das Erlernen einer zweiten Landessprache bereits ab der
Primarschule «notwendig», erklärte Berset nun im Nationalrat.
Falls es die Kantone nicht von sich aus tun, müsste notfalls der
Bund dafür sorgen, dass «das Erlernen einer zweiten Landessprache ab der
Primarschule in allen Kantonen gewährleistet wird», kündigt Berset an. Dabei
beruft er sich auf die subsidiäre Kompetenz, die die Bundesverfassung dem Bund
in diesen Fragen gibt. Falls die Kantone im Rahmen des Harmos-Konkordates
«keine koordinierte Lösung» erreichen, müsste der Bundesrat die Anwendung
dieser Bundeskompetenz «prüfen».
Für Berset geht es um nichts Geringeres als die Kohäsion der
Schweiz. Der Unterricht in einer zweiten Landessprache sei «für den nationalen
Zusammenhalt von wesentlicher Bedeutung». Wenn es in der Primarschule nur noch
Englischunterricht gebe, führe das «zu einer Benachteiligung der zweiten
Landessprache». Damit, so Berset, würde die Verständigung zwischen den
Sprachgemeinschaften gefährdet.
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