17. März 2014

Reaktionen auf Berset

Die Reaktionen auf Alain Bersets Drohungen bleiben nicht aus. Hier zwei Leserbriefe aus der NZZ.


Der Bundesrat möchte die zweite Fremdsprache in der Primarschule allen Kantonen aufzwingen. Die Begründung gemäss Bundesrat Berset ist die Kohäsion der Schweiz (NZZ 11. 3. 14). Einmal mehr wird also zulasten der Primarschüler Politik betrieben. Primarschüler sind nicht nur für Integration, sondern nun auch für Kohäsion verantwortlich. Ist es nicht fahrlässig, die Verantwortung für den Zusammenhalt der Schweiz auf Primarschüler abzuschieben?
Ich war früher auch für Fremdsprachen in der Primarschule - bis ich dies an den eigenen Kindern erlebte. Es ist in keinem Verhältnis, mit welchem Aufwand Primarschüler zwei Fremdsprachen lernen. Die Fähigkeiten nach mehreren Jahren Unterricht sind dürftig. Das ist aber auch nicht weiter erstaunlich: Sie müssen Grammatik in Fremdsprachen lernen, bevor sie diese in der Muttersprache wirklich verstehen. Gleichzeitig mangelt es auch an entsprechend ausgebildeten Lehrpersonen.
Mit einem Sprachaufenthalt oder ein paar Austauschwochen in höherem Alter würde innert kürzester Zeit das bessere Resultat erzielt. Das Kennenlernen der Sprachregion würde zudem den Zusammenhalt wirklich fördern und die Freude an der Sprache wecken. Dies diente der Kohäsion weit mehr als eine gehasste Fremdsprache in frühen Jahren. Mit weniger Fremdsprachen bliebe in der Primarschule wieder etwas mehr Raum für die wesentlichen Grundlagen: Mathematik (Kopfrechnen!) und Muttersprache. Es wäre an der Zeit, dass in der Bildungspolitik wieder an die Interessen und Ziele der Kinder gedacht wird. Weniger ist oft mehr - was auch für den Lehrplan 21 gilt.
Reto Fehr, Oberrieden

Alain Berset will die Kantone dazu verpflichten, an der Primarschule zwingend zwei Fremdsprachen zu unterrichten. Französisch dürfe nicht aus der Primarschule gekippt werden, weil sonst der nationale Zusammenhalt gefährdet sei. Davon kann aber keine Rede sein, da Französisch ja weiterhin unbestritten zum Grundangebot jeder Schule gehören wird. Die Fixierung Bersets auf die Primarschule ist unangebracht, denn Primarschüler lernen weniger schnell als Oberstufenschüler. Es ist unsinning, wenn haltlose staatspolitische Begründungen bemüht werden, um pädagogische Argumente zu verdrängen. Der Fremdsprachenunterricht ist für die Kinder und nicht für den Staat.
Die Drohungen des Kulturministers sollen angesichts der Angriffe auf zwei Primarfremdsprachen die Reihen im Harmos-Konkordat schliessen. Doch es handelt sich um leere Drohungen: Die Mehrheit der Deutschschweizer Kantone macht bei Harmos gar nicht mit. Und dies mit gutem Grund: Was uns Harmos mit seinem Sprachenchaos vorlegt und woran Berset unbedingt festhalten will, ist alles andere als die Umsetzung des Volkswillens.

Urs Kalberer, Malans
Quelle: NZZ, 17.3.

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