Hans Fahrländer: Alain Berset weckt alte Widerstände gegen den eidgenössischen Schulvogt, Bild: Aargauer Zeitung
Wird der Aargau Alain Berset ärgern? Aargauer Zeitung, 17.3. von Hans Fahrländer
Alain Berset weckt alte Widerstände gegen den eidgenössischen Schulvogt: Der für die
Sprachenfrage zuständige welsche Bundesrat drohte jenen Kantonen, die mit der
Verdrängung des Französischunterrichts aus der Primarschule liebäugeln, relativ
unverhohlen mit einem Bundeseingriff. In der nachfolgenden Debatte wurden drei
Dinge miteinander vermengt. Erstens die Kompetenzfrage, zweitens die
Sprachenfrage, drittens die Harmonisierungsfrage.
Die Kompetenzfrage. Seit 2006 steht es in der Bundesverfassung, weil acht von zehn
Schweizerinnen und Schweizern es so gewollt haben: Der Bundesrat kann in die
kantonale Schulhoheit eingreifen, wenn die Kantone dem Harmonisierungswunsch
des Volkes nicht nachkommen. Nein, nicht «kann» – im Artikel 62, Absatz 4 steht
keine Kann-Formel. Es heisst: «... so erlässt der Bundesrat die notwendigen
Vorschriften».
Die Sprachenfrage. Bundesrat Berset hat recht:
Die Bevorzugung der Weltsprache Englisch vor der Landessprache Französisch, wie
sie die meisten Kantone der Inner- und Ostschweiz samt dem Aargau vorgenommen
haben, ist problematisch. Sie wäre in keinem anderen mehrsprachigen Land
möglich. Auch in der Romandie ist die Sache klar: Dem Englisch-Trend in
Deutschschweizer Schulen zum Trotz will man der Landessprache Deutsch als erste
Fremdsprache treu bleiben. Englisch lernen die Kids sowieso, überall auf der
Welt. Es ist die Sprache der Musik und der Games. Französischlernen verlangt
mehr. Und verdient hierzulande Priorität.
Die Harmonisierungsfrage. Bersets Vorpreschen
wirft ein Schlaglicht auf ein grosses Manko. Das Volk will eine harmonisierte
Schule. Nun soll der gemeinsame Lehrplan von 21 Deutschschweizer Kantonen das
Ziel verwirklichen. Nur in einem Punkt nicht: bei der Reihenfolge der
Fremdsprachen. Mit Verlaub: Das ist Unsinn und eine grobe Missachtung des
Volkswillens. Man frage Fricktaler Bezirksschüler, die nach Muttenz ins
Gymnasium gehen. Aargau hat Englisch zuerst, Baselland hat Französisch zuerst.
Eine eklatante Behinderung von Schülerlaufbahnen.
Fahrländer: "Die Bevorzugung der Weltsprache Englisch vor der Landessprache Französisch, wie sie die meisten Kantone der Inner- und Ostschweiz samt dem Aargau vorgenommen haben, ist problematisch. Sie wäre in keinem anderen mehrsprachigen Land möglich."
AntwortenLöschenBelgien? Spanien? Finnland? Italien? Generell gilt, je mehr Sprachen in einem Land gesprochen werden, umso tiefer liegt die Hürde für Englisch als erste Fremdsprache.