17. März 2014

Berset und der Aargau

Hans Fahrländer kommentiert das Vorpreschen Alain Bersets in der Frage der Frühfremdsprachen. Er diagnostiziert dabei die Vermengung von drei Problemkreisen: Die Kompetenzfrage, die Sprachenfrage und drittens die Harmonisierungsfrage. Hinsichtlich der fehlenden Harmonisierung findet Fahrländer klare Worte.



Hans Fahrländer: Alain Berset weckt alte Widerstände gegen den eidgenössischen Schulvogt, Bild: Aargauer Zeitung

Wird der Aargau Alain Berset ärgern? Aargauer Zeitung, 17.3. von Hans Fahrländer


Alain Berset weckt alte Widerstände gegen den eidgenössischen Schulvogt: Der für die Sprachenfrage zuständige welsche Bundesrat drohte jenen Kantonen, die mit der Verdrängung des Französischunterrichts aus der Primarschule liebäugeln, relativ unverhohlen mit einem Bundeseingriff. In der nachfolgenden Debatte wurden drei Dinge miteinander vermengt. Erstens die Kompetenzfrage, zweitens die Sprachenfrage, drittens die Harmonisierungsfrage.
Die Kompetenzfrage. Seit 2006 steht es in der Bundesverfassung, weil acht von zehn Schweizerinnen und Schweizern es so gewollt haben: Der Bundesrat kann in die kantonale Schulhoheit eingreifen, wenn die Kantone dem Harmonisierungswunsch des Volkes nicht nachkommen. Nein, nicht «kann» – im Artikel 62, Absatz 4 steht keine Kann-Formel. Es heisst: «... so erlässt der Bundesrat die notwendigen Vorschriften».
Die Sprachenfrage. Bundesrat Berset hat recht: Die Bevorzugung der Weltsprache Englisch vor der Landessprache Französisch, wie sie die meisten Kantone der Inner- und Ostschweiz samt dem Aargau vorgenommen haben, ist problematisch. Sie wäre in keinem anderen mehrsprachigen Land möglich. Auch in der Romandie ist die Sache klar: Dem Englisch-Trend in Deutschschweizer Schulen zum Trotz will man der Landessprache Deutsch als erste Fremdsprache treu bleiben. Englisch lernen die Kids sowieso, überall auf der Welt. Es ist die Sprache der Musik und der Games. Französischlernen verlangt mehr. Und verdient hierzulande Priorität.
Die Harmonisierungsfrage. Bersets Vorpreschen wirft ein Schlaglicht auf ein grosses Manko. Das Volk will eine harmonisierte Schule. Nun soll der gemeinsame Lehrplan von 21 Deutschschweizer Kantonen das Ziel verwirklichen. Nur in einem Punkt nicht: bei der Reihenfolge der Fremdsprachen. Mit Verlaub: Das ist Unsinn und eine grobe Missachtung des Volkswillens. Man frage Fricktaler Bezirksschüler, die nach Muttenz ins Gymnasium gehen. Aargau hat Englisch zuerst, Baselland hat Französisch zuerst. Eine eklatante Behinderung von Schülerlaufbahnen.

1 Kommentar:

  1. Fahrländer: "Die Bevorzugung der Weltsprache Englisch vor der Landessprache Französisch, wie sie die meisten Kantone der Inner- und Ostschweiz samt dem Aargau vorgenommen haben, ist problematisch. Sie wäre in keinem anderen mehrsprachigen Land möglich."

    Belgien? Spanien? Finnland? Italien? Generell gilt, je mehr Sprachen in einem Land gesprochen werden, umso tiefer liegt die Hürde für Englisch als erste Fremdsprache.

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