Das Schweizer- und auch das Aargauervolk
haben 2006 mit einem überwältigenden Mehr von über 80 Prozent neue
Bildungsartikel in der Bundesverfassung gutgeheissen. Darunter auch einen
Artikel 62.4, welcher dem Bund eine Eingreifkompetenz zubilligt, falls sich die
Kantone in den wichtigsten Fragen der Schulharmonisierung, zum Beispiel in den
«Zielen der Bildungsstufen», nicht einigen. Ob Anzahl und Reihenfolge der
Primarschulfremdsprachen zu den «Zielen der Bildungsstufen» gehören, ist
umstritten.
Die Kantone haben zur Umsetzung des
Verfassungsauftrages das Konkordat «Harmos» (Harmonisierung der obligatorischen
Schule) gegründet. Dort drin steht in Sachen Primarschulfremdsprachen indessen
etwas nicht eben Harmonisierungsförderliches: Die erste Fremdsprache müsse in
der 3. Klasse eingeführt werden, die zweite in der 5. Klasse - Reihenfolge
egal.
Der Aargau ist dem Harmos-Konkordat nie
beigetreten. Er hat es auch nie abgelehnt. Nach der Abwahl von Bildungsdirektor
Rainer Huber, der den Beitritt angestrebt hatte, beschloss die
Nachfolgeadministration unter dem neuen Bildungsdirektor Alex Hürzeler, Harmos
gar nicht aufzutischen. So gesehen ist der Aargau auch in der
Fremdsprachenfrage «frei».
Der Bundesrat hat indes in Aussicht gestellt, dass er seine
Eingreifkompetenz ab 2015 aktivieren könnte. Statt einer harmonisierten
Schullandschaft ist die Schweiz nämlich zurzeit noch ein Flickenteppich: 15
Kantone sind dem Konkordat beigetreten, 7 haben einen Beitritt abgelehnt, 4
Kantone haben sich der Debatte verweigert.
Quelle: Aargauer Zeitung, 16.3. von Hans Fahrländer
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